Im Jahr 2000 sprach Dario Spinedi, der Schweizer Homöopath, der in Orselina eine Krebsklinik betreibt, ausführlich über die Sykose. Dabei weckte er in mir ein tiefes Verständnis für dieses Miasma, wobei er aus dem Buch „Die hereditären chronischen Krank- heiten“ von Risch und Laborde zitierte. Ich lernte, den Manifestationen der Sykose (Warzen, übermäßige Körperbehaarung, Spider naevi, längsgerillte Nägel und Urogenitalinfektionen) mehr Aufmerksamkeit zu widmen und begriff dessen weite Verbreitung, über die schon J. H. Allen ausführlich berichtet hat.
Neben Thuja occidentalis, das eher dem sich minder- wertig fühlenden Typus zuzuordnen ist, und für das man den sinnvollen Begriff der Hyposykose gebrau- chen kann, und Medorrhinum, das dem eher expan- siven, machthungrigen Menschentyp zuzuschreiben ist, was man mit Hypersykose bezeichnen darf, sowie Lycopodium und Sepia, sind es auch die Natrium-Salze, die dieses Miasma abdecken.
Mit seiner Neigung zu allergischen Reaktionen, der Leber- und Gallenpathologie, inklusive intestinaler Gas- bildung und Diarrhoe, sowie seiner Verschlechterung bei feucht-kaltem Wetter, ist uns Natrium sulphuricum als Antisykotikum hinlänglich bekannt. Ich finde aber nicht nur über das Gesamtarzneimittelbild zu der Arz- nei, sondern auch auf dem Weg des Zusammensetzens der beiden Elemente: Natrium und Sulphur. So erlebte ich immer wieder Patienten, die mich wegen eines Ekzems konsultierten, das sämtliche Modalitäten von Sulphur aufwies, ohne dass die Beschwerden nach Gabe dieses Mittel besser wurden. Erst die Erkenntnis, dass diese Menschen auch Warzen haben, ließ mich zu Natrium sulphuricum greifen, welches schließlich half.
Meines Erachtens ist es der Natrium-Anteil, der die Sykose ausmacht, wobei Natrium carbonicum das Stammsalz ist. Natrium muriaticum ist bereits eine kombinierte Arznei, die neben dem Kation Natrium die syphilitische Salzsäure als Anion enthält. Diese betont aufgrund ihrer Destruktivität und Reserviertheit den unzugänglichen Charakter dieser weit verbrei- teten Arznei, der allen Natriums mehr oder weniger zu eigen ist. So erschlossen sich mir nach und nach weitere Natrium-Salze wie Natrium phosphoricum, das schon Calvin B. Knerr, der Schwiegersohn Constan- tin Herings, als Antisykotikum identifizierte. Und ich lernte, allen weiteren Natrium-Salzen antisykotische Eigenschaften zuzuordnen.
Allgemeine Charakteristika der Natrium-Salze, reprä- sentiert von Nat-m. und Nat-c.
• Introvertiert, stiller Kummer, sucht das Alleinsein
• Abneigung gegen Nähe, Berührung und Intimität
• Abneigung gegen den Ehemann
• Depression
• Abneigung gegen Trost
• Furcht vor Enttäuschung
• Folgen von Kummer
• Beharren auf vergangenen, unangenehmen Ereignissen
• Verliebt in unerreichbare Personen (z.B. verheiratet)
• Furcht von Einbrechern
• Hämmernde Kopfschmerzen
• Kann nicht urinieren, wenn andere in der Nähe sind
• Unverträglichkeit von Sonne und Hitze (Sonnenbrand, Sonnenstich, Kopfschmerzen und Exantheme durch Sonne)
• Trockene Schleimhäute
• Chronische Rhinopathie (Trockenheit oder Dauerschnupfen)
• Herpes labialis und genitalis
• Riss in der Mitte der Unterlippe
• Fluor genitalis (weißlich)
• Erkrankungen des Urogenitalsystems
• Unverträglichkeit von Milch (Blähungen, Diarrhoe) und Brot
• Salzverlangen oder Abneigung
• Abneigung gegen Fleisch
• Obstipation auf Reisen
• Schwache Knöchel
• Warzen
• Haarrandekzem
• Abmagerung von oben nach unten
Das Kombinieren zweier oder mehrerer Elemente zu einem Salz bedeutet aber auch, verschiedene Miasmen abzudecken, deren Zusammenwirken, „Verkomplizieren“, wie Hahnemann es nannte, möglicherweise erforderlich ist, um bedeutende Pathologien hervorzubringen. Hahnemann hat das so formuliert:
„Einzelne zusammengesetzte (complizirte) Krankheitsfälle gibt es, in welchen das Verabreichen eines Doppelmittels ganz homöopathisch und echt rationell ist; wenn nämlich jedes von den zwei Arzneimitteln dem Krankheitsfalle homöopathisch angemessen erscheint, jedes jedoch von einer anderen Seite; oder wenn der Krankheitsfall auf mehr als einer der von mir aufgefundenen drei Grundursachen chronischer Leiden beruht, und außer der Psora auch Syphilis und Sykosis mit im Spiel sind.“ 1
So sehe ich eine Verknüpfung der Sykose mit der Syphilinie in den drei Natrium-Salzen Natrium arsenicosum, Aurum muriaticum natronatum und dem fast völlig unbekannten Mercurius chloratus natronatus. Ich vermute dessen Ursprung in der Zeit von James Tyler Kent. Dieser hatte Freude an den von Schüßler eingeführten Salzen, die er ausführlich in seiner Arzneimittellehre beschrieb, und denen er weitere hinzufügte wie Natrium silicicum. Es ist anzunehmen, dass damals, ähnlich wie in unserer homöopathischen Gegenwart, eine Unzufriedenheit über die begrenzte Wirkung der Polychreste in chronischen Fällen aufkam, und so begann man, mit diesen Kombinationen neue Wege zu gehen.
Während das Element Natrium für Introvertiertheit, Sonnenempfindlichkeit, Milchunverträglichkeit, Herpes und Urogenitalinfekte steht, repräsentiert Mercurius die Entzündung von meist oberflächennahen Schleimhäuten wie Stomatitis und Gingivitis, Konjunktivitis und Otitis sowie Proktitis und Colitis ulcerosa, ebenso wie periphere Neuropathien.
Nachdem mir dieses Arzneimittel zugefallen war, habe ich es breit eingesetzt, vor allem in Fällen, die ich bislang noch nicht befriedigend lösen konnte. Gegenwärtig habe ich dessen Anwendung etwas zurückgefahren, da mir mit Kalium iodatum ein noch tiefer wirkendes syphilitisches Medikament vertraut geworden ist.
Spezifika der nützlichsten Natrium-Salze (nach Häufigkeit angeordnet)
Natrium sulphuricum: Leber-Galle-Mittel, Blähungen, Diarrhoe mit viel Gasbildung, Asthma, Pollinose (Nr. 1), agg. nass-kaltes Wetter, schuppender Hautausschlag im Bereich der Handteller, Lichtscheu bei Kopfschmerzen, Depression, Thrombose, Leukämie, harmoniebedürftig
Natrium phosphoricum: Goldgelber Zungengrund, Sodbrennen (Nr. 1), fettiger Brillenbeschlag, Schmerz des rechten Ileosacral-Gelenks, Candida-Vaginitis, schweres Einschlafen, nächtliche Wahnidee: Möbelstücke seien Personen, eingewachsene Großzehennägel (eigene Beobachtung)
Natrium silicicum: Eiterungen, Schweiße, schwaches Stützgewebe (Nägel, Zähne, Knochen), Auftritts- und Prüfungsängste, Kopfschmerzen bei Wetterwechsel von warm zu kalt
Natrium arsenicosum: Suizidalität, Asthma, schweres Einschlafen, nächtliche Panik, Leukämie
Mercurius chloratus natronatus: Impulsiv und gewaltbereit, Gingivitis, Stomatitis, Zahnwurzelabszesse, Neigung zu Otitis media und externa, Colitis ulcerosa, Konjunktivitis
Aurum muriaticum natronatum: Depression, Suizidalität, Osteomyelitis, Myokarderkrankungen
Fallbeispiel
Im Dezember 2011 erreichte mich eine E-Mail mit folgendem Hilferuf: „Auf Empfehlung von Herrn S. wende ich mich an Sie, mit der Bitte um einen Termin in Ihrer Praxis. Ich bin 36 Jahre alt und Mutter einer dreijährigen Tochter. Mit der Geburt meiner Tochter nahm das Elend seinen Lauf: Nach einer problemlosen Schwangerschaft bekam ich Schmerzen in den Füßen. Diverse Ärzte behandelten den Fersensporn (beidseitig) ohne Erfolg, hinzukam eine Colitis ulcerosa mit immer wieder schwerer oder leichter verlaufenden Schüben. Jeder vermutete einen Zusammenhang zwischen meiner Darmerkrankung und den schmerzenden Füßen, bisher aber ohne erfolgversprechende Therapie. Nun hoffe ich auf Sie und würde mich freuen, einen Termin zu bekommen.“
Erstanamnese, Februar 2012
Die Patientin berichtete, die Colitis, gekennzeichnet durch blutige Durchfälle, sei zurzeit ruhig, der Fersensporn, schmerzhaft beim Auftreten, sei in der Schwangerschaft vor viereinhalb Jahren erstmals aufgetreten, in der sie mit 18 Kilo ungewöhnlich viel an Gewicht zugenommen hatte. Die bisherige Behandlung erfolgte mit Ultraschall, Stoßwellen, Massagen und CortisonInjektionen. Der Allgemeinzustand der Patientin war bei der Anamnese von Müdigkeit geprägt, sie sei sehr schlapp und müsse sich oft niederlegen. Zudem informierte sie mich von einer Nasennebenhöhlen-Operation, die aufgrund chronischer Sinusitiden durchgeführt wurde, sowie von einer Pollinose mit allergischem Asthma, etwa gegen Katzenhaare. In ihrer Kindheit litt die Patientin unter rezidivierenden Otitiden.
Familienanamnese
• Vater: Diabetes
• Mutter: unklare neurologische Erkrankung
• Großvater (mütterlicherseits): Apoplex
• Großmutter (mütterlicherseits): Tod durch Krebs • Großvater und Großmutter (väterlicherseits): hochbetagt gestorben
• Onkel (väterlicherseits): ALS
Sonstiges
Die Patientin ist Lehrerin von Beruf und hat ein gesundes Kind. Ihre eigene Kindheit bezeichnete sie als unbelastet. Ferner gab sie an, eher verfroren zu sein, sie brauche immer einen Schal um den Hals und sei empfindlich gegen Zugluft. Milch vertrage sie schlecht und bekomme einen Blähbauch davon. Als Säugling habe sie nach dem Stillen gespuckt. Auffallend sei der Haarausfall nach der Entbindung gewesen sowie ein verzögertes Nachziehen des Gesichtsfeldes bei schnellem Kopfdrehen. Alle zwei Jahre ziehe sie sich einen Scheidenpilz zu, z.B. nach einem Schwimmbadbesuch. Gelegentlich falle ihr ein verstärkter Speichelfluss im Schlaf auf. Ein Jahr nach der Entbindung sei eine psoriasiforme Dermatose mit schuppenden, leicht juckenden Effloreszenzen an Ellbogen, Knien und Fußrücken aufgetreten. Im vergangenen Winter entwickelten sich Risse an den Fingerkuppen. Vor zehn Jahren hatte sie Warzen im Genitalbereich, vermutlich spitze Kondylome. Sich selbst beschrieb die Patientin als offen und geradlinig, zuhause sei sie dominierend, etwa bei wichtigen Entscheidungen.
Therapie und Verlauf
In der Auswertung der Repertorisation fällt Mercurius am meisten auf – ein passendes Mittel für Colitis ulcerosa (nach eigener Anschauung, eine Rubrik mit dieser Diagnose kenne ich allerdings gar nicht), rezidivierenden Ohrentzündungen, vor allem bei schwerem, hartnäckigem Befall. Auch die Zugluftempfindlichkeit am Hals passt zu Mercurius, vor allem aber die Manifestationen der Syphilinie in der Familie: ALS, Apoplex und Nervenleiden.
Obwohl sich auch die Sykose mit den Feigwarzen oder den Vaginitiden hervortat, und die Blähungen nach Milch für Natrium carbonicum oder eines seiner Salze sprachen, meiner Meinung nach die mineralischen Hauptrepräsentanten dieses Miasmas, entschied ich mich zunächst für Mercurius phosphoricus C200 im März 2012. Daraufhin besserte sich der Fersenschmerz und wanderte zugleich zur Außenkante des Fußes und zum Ballen. Später trat eine Stagnation ein, die Blähungen zeigten sich deutlicher, und es bestätigte sich der Zusammenhang der Darmbeschwerden mit dem Milchkonsum. Damit schob sich Natrium carbonicum in den Vordergrund. Diese Erkenntnis veranlasste mich dazu, im August 2012 zu Mercurius chloratus natronatus C200 zu wechseln. Nun ging es zügig voran: Es verschwanden sowohl die Warzen als auch die Risse in den Fingerkuppen. Das Problem der Blickwendung hatte sich schon vorher erledigt. Nach einer Zwischengabe Thuja C200 verringerte sich der Fußschmerz, dafür kamen die Risse zurück.
Bis zum Februar 2015 erhielt die Patientin innerhalb von zweieinhalb Jahren insgesamt sechsmal Mercchl-n. C200, dazwischen einmal Medorrhinum C200 und weitere zweimal Thuja C200 in Ergänzung der Hauptlinie. Der Fußschmerz, wie immer in solchen Behandlungsverläufen, kam und ging, abhängig von der Wirkdauer der einzelnen Gaben, die Fingerrisse verhielten sich ebenso (mittlerweile unabhängig von der Jahreszeit), eine Schwangerschaft wurde unkompliziert bewältigt und zum Ende der Zusammenarbeit waren die ursprünglichen Beschwerden alle nach und nach abgearbeitet. Die Colitis brachte sich nicht mehr in Erinnerung. Dafür entwickelten sich schmerzhafte Fingergelenksschwellungen mit nächtlicher Verschlechterung sowie ein rechtsseitiger Hüftschmerz im Sinne einer beginnenden Hüftarthrose. Dieser Schmerz legte sich innerhalb von drei Tagen nach einer Gabe Kalium sulphuricum C200 (am 08. 07. 2014), während die Finger sich morgens noch klamm anfühlten. Nach einer weiteren Gabe Carcinosinum C200 (am 02. 08. 2014) und Kalium sulphuricum C200 (am 16. 08. 2014) verlor sich auch dies. Bei der letzten Konsultation berichtete die Patientin von einer Neurodermitis um Mund und Nase.
In einem früheren Aufsatz in der HZ II/2020 schrieb ich über orthopädische Beschwerden als Manifestation der Hering‘schen Regel, wenn tiefere Pathologien, z.B. ein Karzinom, überwunden scheinen. In diesem Fall haben wir ein klassisches Beispiel dafür: Die Colitis, in einer früheren Erkrankungsphase noch zeitgleich mit dem Fersenschmerz aufgetreten, meldet sich nach dem Beginn der Behandlung nicht mehr. Fortbestehend bleibt der Fersenschmerz, er wird später von einer Fingerpolyarthropathie abgelöst bis schließlich die Leiden der Patientin über ein Ekzem zur Ausheilung gelangen. Ferner lässt sich an dieser Geschichte demonstrieren: Der Wert meiner dualen Arbeitsweise, die für jeden Fall ein Natrium- wie ein Kalium-Salz in Stellung bringt.
Fünf Jahre hörte ich nichts mehr von der Patientin, bis sie sich im Januar 2020 telefonisch meldete. Der Fersenschmerz sei zurückgekommen. Da die Symptomatik sich nun vor allem nach Schlaf und Ruhe manifestierte und durch fortgesetzte Bewegung besserte, entschied ich mich zunächst für Kalium sulphuricum, hatte damit aber keinen Erfolg. Und weil mir, wie oben erwähnt, mit Kalium iodatum ein noch tiefer wirkendes Antisyphilitikum zugefallen war, hatte ich nun Zweifel an meiner bisherigen Linie und wechselte zu diesem Salz, intermittierend eingesetzt mit Natrium sulphuricum. Auch dies blieb erfolglos. Da mir die Patientin nach wie vor vertraute, bekam ich die Chance, das vormals bewährte Merc-chl-n. erneut einzusetzen, diesmal in C 50 000K – nun mit vollem Erfolg, allerdings nach einer kleinen Erstreaktion, während der sich der Schmerz vorübergehend steigerte, auch die Haut meldete sich vorübergehend. Seither ist alles in Ordnung.
Mercurius chloratus natronatus
Mercurius chloratus natronatus ist mittlerweile meine einzige Darreichungsform von potenziertem Quecksilber geworden, nachdem Mercurius solubilis mir bisher kaum Hilfe brachte und andere Salze wie Mercurius sulphuricus o.ä. zwar von guter, aber letztlich nicht von dauerhafter Wirkung waren. Aus meiner etwas eigentümlichen dualen Arbeitsweise, nämlich jedem Patienten in erster Linie je ein Kalium- und ein NatriumSalz zu verordnen, ergibt sich ferner der Schluss, dass in diesem System auch kein anderes Quecksilbersalz Platz hat.
In beigefügten Tabellen skizziere ich die Charakteristika von Mercurius wie von Natrium carbonicum und seiner Salze. Die Indikationen leiten sich von diesen beiden Substanzen ab. Von großer Hilfe wurde mir Merc-chl-n. vor allem bei kindlicher Aggression vor syphilitischem Hintergrund, bei schweren Gingivitiden, Zahnwurzelproblemen, Otitiden und hartnäckigem Nasenbluten, um nur einen Teil der Beschwerdebilder zu nennen, deren Heilung dieser Arznei zu verdanken war, die mehr Popularität verdient hat.
Mercurius solubilis und seine Salze – wichtige Merkmale
• Degenerative Veränderungen des zentralen und peripheren Nervensystems
• Depressionen, Gewaltimpulse
• Motorische Unruhe, Bewegungsdrang, Konzentrationsstörungen
• Empfindlichkeit gegen alle möglichen Einflüsse (lt. Vithoulkas) wie Temperatur, Wind, Wetter, Nahrung
• Tremor
• Entzündungen von Zahnfleisch und Mundschleimhaut
• Speichelfluss und Mundgeruch
• Metallischer Mundgeschmack
• Zahnwurzelabszesse
• Chronische Ohrenerkrankungen
• Schleimhautentzündungen im Bereich der Körperöffnungen (Stomatitis, Otitis externa, Rhinitis, Konjunktivitis)
• Proktitis und Colitis
• Stuhlprobleme (nicht fertig werden)
• Perianale Erkrankungen (Abszesse, Fisteln, Fissuren)
• Nächtliches Sodbrennen
• Schweiße mit Verfärbung der Wäsche
• Bursitis olecrani
• Ekzeme
Fazit
Das vorliegende orthopädische Problem, ein Fersenschmerz, ließ sich nur durch die Erfassung der Gesamtkonstitution lösen, die in einer tieferen Schicht von einer Colitis ulcerosa geprägt war. Dieses Leiden sowie weitere Charakteristika, etwa die Neigung zu heftigen Otitiden, sprachen für ein syphilitisches Mittel, insbesondere für Mercurius. Auch in der Familienanamnese fanden sich Hinweise auf dieses Miasma in Form einer unklaren neurologischen Erkrankung der Mutter, eines Apoplex der Großmutter mütterlicherseits und einer Amyotrophen Lateralsklerose bei einem Onkel väterlicherseits. Die Kombination mit Natrium muriaticum, einem sykotischen Mittel, auf welches die Vaginalmykosen verwiesen, führte zur Entscheidung für Mercurius chloratus natronatus, welches einen durchschlagenden Erfolg brachte, auch bei einem späteren Rezidiv.
Eine direkte, vom Symptom abgeleitete, Indikation dieses Mittels bei Fersensporn kann ich allerdings nicht anbieten, außer der Beobachtung, dass der Blasen- und Nierenmeridian des chinesischen Akupunktur-Systems über die Ferse laufen und somit eine Projektion dieser Organe in diese Lokalisation denkbar ist, nachdem die Natrium-Salze doch ganz eng mit der Niere verknüpft sind. In der Schulmedizin kennt man die ungeklärte Beobachtung, dass das Antibiotikum Ciprofloxacin, das vor allem bei Harnwegsinfekten zum Einsatz kommt, entzündliche Schwellungen der Achillesferse auslösen kann. Hier existieren offensichtlich Verbindungen, für die uns noch keine Erklärung bekannt ist.
Literatur
• Allen, J. H.: Die chronischen Miasmen. Barthel & Barthel. Nendeln, 2000
• Laborde, Y. / Risch, G.: Die hereditären chronischen Krankheiten. Müller & Steinicke. München, 1998
• Trebin E.: Rheuma als Präkanzerose. Homöopathie-Zeitschrift II/2020, S. 28 – 35
• Trebin E.: Kalium iodatum. AHZ 2020; 265:15-22