Einige Jahre ist es schon her, da hörte ich eine Gruppe von Homöopathen debattieren, wie sie wohl verfahren sollten im Falle eines Kindes, das nach einer Pertussis-Impfung (damals wohl noch mit der Ganzkeim-Vakzine) einen sehr schweren Keuchhusten durchlitten hat. Allen Ernstes grübelten sie darüber nach, wie sie nun ihrer Pflicht zur Fortsetzung der Impfserie nachkommen sollten – als sei dies nicht schon genügend Reaktion gewesen.
Wir Ärzte sind, ob in voller Überzeugung dem Thema Impfen verpflichtet oder in Distanz dazu stehend, mehr oder weniger immer im Banne der ganzen Dogmatik. Insofern hat mich das Buch von Julia Bütikofer staunen lassen, die nicht als Ärztin an die Problematik herantritt, sondern als Rechtsanwältin, und somit eine erfrischende Außenansicht vermittelt.
Als junge Anwältin musste sie sich mit einem Impfschadensfall befassen und hat seither in 40 Jahren zahllose Prozesse bestritten, hat sich dadurch fundamental mit Impfkomplikationen befasst in enger Absprache mit renommierten Gutachtern wie Professor Wolfgang Ehrengut, Dr. Klaus Hartmann oder Dr. Gerhard Buchwald. Sie gibt mit ihrem Buch eine dezidierte Auffassung wider, die sie der Impfstoff herstellenden Industrie vorhält, ohne aber die Position einer Impfgegnerin einzunehmen.
Ihre Hauptkritik gilt nicht dem Impfen an sich, sondern dem grundlegenden Mangel an Bereitschaft bei Industrie und Wissenschaft, Komplikationen und Schäden nach Impfungen systematisch zu erforschen. Das Resultat kennen wir ja: „Moderne Impfstoffe sind gut verträglich und Impfschäden nahezu ausgeschlossen“. Das bekommen wir, aber auch kritische Eltern von zu impfenden Kindern, immerzu zu hören. Skeptiker gelten als Impfmuffel und als Schmarotzer am Gemeinschaftsleben.
Mit unverschleierter Klarheit greift sie auf, was ihr begegnet ist, wie es nie und nimmer von unserer Impfpropaganda zu hören ist – wohl aber in jedem Beipackzettel zu lesen ist: Schwere Entwicklungsstörungen, Autismus, Krampfleiden, Lähmungen u.v.a.m.
Ihrem Auftrag als Rechtsbeistand impfgeschädigter Kinder und Erwachsener hat sie offensichtlich eine äußerst sorgfältige Recherche und ein gründliches Quellenstudium zugrunde gelegt. Dies hat ihr vermutlich erst ermöglicht, vor Gericht erfolgreich zu sein, denn, wie allgemein bekannt, bereitet es erhebliche Schwierigkeiten, einen Impfschaden juristisch anerkannt zu bekommen und damit eine, dann aber großzügige Entschädigung und finanzielle Unterstützung zu erlangen.
Gerichte stützen die Ablehnung einer Schadensfolge häufig auf die Feststellung, dass dem Ereignis schon eine wie auch immer geartete Vorschädigung zugrunde läge. Dass dies zumindest in Form einer erhöhten Sensibilität gegeben ist, daran dürfte kein Zweifel sein, denn einzelne Unglückliche reagieren, die Masse der Geimpften geht aber ohne erkennbare Beeinträchtigung über den Eingriff hinweg. Wo Gerichte also die Anerkennung eines Impfschadensfalles oft wegen vorbestehender „Normabweichungen“ verweigern, verweist Bütikofer auf die Auffassung des Bundesgerichtshofs, wonach die Impfung allein schon als „Auslöser“ in Verantwortung zu ziehen sei.
Und sie denkt weiter und spricht ungeschönt mögliche Impffolgen an, die wir gut Infiltrierten kaum zu vermuten wagen: Die Masse der Verhaltensstörungen etwa, Immundefizite bis hin zu Autoaggressionsleiden, M. Parkinson, erhöhte Säuglingssterblichkeit, Diabetes Typ I bis hin zu Krebs. Sie sieht sich aber nicht als Impfgegnerin, doch sie fordert, und dem schließe ich mich gerne an, endlich die Impfschäden zur Kenntnis zu nehmen, damit eben solche zum Teil ein ganzes Leben zerstörende Folgen vermieden werden können.
Auch dem Thema der Adjuvantien bzw. Wirkverstärker widmet sie breiten Raum (und verzettelt sich hierbei ein wenig): Quecksilber oder Aluminium etwa, deren Wirkungsmechanismen noch gar nicht recht geklärt sind ebenso wenig wie ihr möglicherweise schädigendes Potenzial.
Das Buch spricht mit großer Klarheit die Probleme an, was nicht verwunderlich ist, als die Autorin eben durch ihre Tätigkeit als Rechtsanwältin in vollem Ausmaß die Kehrseite der Impfprophylaxe erfahren hat; mit mehr Deutlichkeit, als wir Ärzte, die wir uns dem sorgfältigen Abwägen von Schaden und Nutzen verpflichtet fühlen, uns auszudrücken pflegen – lesenswert!
Bamberg, im September 2017
Bütikofer J. Hilfe! Ich muss eine Impfentscheidung treffen Lahnstein: emu-Verlag; 3. Auflage, 2016. 178 S. Preis 19,80 €