Es ist schon eine Menge an Schriftstücken, über die ich meine Erfahrungen mit der Homöopathie verbreitet habe. In einigen Fachzeitschriften oder auf meiner Website sind sie zu lesen. Nicht Eitelkeit oder Werbung stehen hinter meinem Eifer, vielmehr der Stolz über die Möglichkeiten der Methode, aber auch der Wunsch, die mühevoll erarbeiteten Erkenntnisse weiterzugeben, die sich in 40 Jahren Tätigkeit als niedergelassener Arzt und Homöopath eingestellt haben. Mögen Sie auch anderen zu den schönen Ergebnissen verhelfen, die mir nach langen Jahren des Forschens mittlerweile zuteilwerden!
Ich habe auch eine Art Newsletter eingerichtet, mit dem ich in etwa monatlichen Ausgaben eine Internet-Leserschaft von inzwischen beachtlicher Größe mit neuen Aufsätzen versorge, oft schon, bevor diese in anderen Medien erscheinen. In Recklinghausen gibt es eine Gruppe von „Trebinologen“, die sich mit meiner Arbeitsweise beschäftigen. Und nun ist eine ganze Homöopathie-Schule auf mich aufmerksam geworden, die sich meinen Abonnenten angeschlossen hat.
Gerade diesen „Neulingen“ möchte ich eine Warnung mit auf den Weg geben, damit sie sich nicht wieder frustriert abwenden, etwa weil ich vielleicht zuviel versprochen habe. Nicht nur ich habe mich auf die Suche gemacht, das Potenzial der Homöopathie besser auszuschöpfen, dessen wir uns alle bewusst sind. Zu diesem Ziel haben sich viele Schulen etabliert; sie suchen nach besseren Wegen zur Mittelfindung und sie suchen nach neuen Medikamenten.
Mein Weg wurde aber eher ein Rückgriff auf alte Meister, etwa auf Schüßler, der das Heil in den Salzen fand; zu Kent, der diese Gedanken aufgriff und weiterbearbeitete; zu Burnett, der sich die Miasmatik zu großem Nutzen machte. Sie alle haben sich über die genuine Homöopathie hinaus entwickelt, die noch nicht in der Lage war, chronische Krankheiten befriedigend zu heilen. Doch leider ist selbst Hahnemanns Spätwerk, das sich in seinen Chronischen Krankheiten niederschlug, in der Homöopathie noch nicht hinreichend verstanden worden.
Dieser Weg führte mich dazu, das alte Postulat aufzugreifen, dass in der chronisch-konstitutionellen Therapie den Mineralien der Vorzug zu geben sei; führte mich ferner dahin, eben nicht nur einzelne Elemente einzusetzen, nicht, wie Hahnemann es noch vorschlug, in einer Abfolge verschiedenster "Antipsorika“, sondern in Form von salzartigen Kombinationen nach der Schüßlerschen Art – sie decken meinem verschlankten Miasmensystem entsprechend verschiedene Miasmen ab; schließlich soweit, dass ich jedem Patienten sowohl ein Natrium- wie ein Kalium-Salz zuordne als lebenslanges Grundgerüst seiner Behandlung.
Ich musste auch lernen, ebendiesen langdauernden Heilungsprozess dynamisch zu begreifen, ihm viele Jahre der Begleitung des Patienten einzuräumen mit ständigem Hinterfragen des eingeschlagenen Weges, mit der dauernden Bereitschaft, die Kombination dieser Salze je nach Verlauf zu korrigieren. Und mit dem wachen Auge, zur gegebenen Zeit anhand meiner miasmatischen Zuordnung die passende Nosode ergänzend einzusetzen oder auch Kausalitäten oder gewissen Zustände mit spezifischen Arzneien zu beantworten, sei es Staphisagria zur Beantwortung eines psychischen Traumas oder Conium bei einer bestimmten Tumorerkrankung. So braucht man oft für einen chronischen Fall eine ganze Familie von Arzneien; ich halte mir aber zu Gute, dafür eine stabile Arbeitsstruktur gefunden zu haben.
Nur wenn man sich auf dieses Spiel einlässt und sich und dem Patienten Geduld verordnet, wird man den Fall zu einem guten Ende bringen können – das wollte ich mit meiner Warnung ausdrücken! Einfach „Machen“ ist meine Devise, gerade beim Einstieg in die Behandlung eines chronischen Leidens, denn dieser ist meistens, gerade bei einem langen Krankheitsvorlauf, nicht ohne Ecken und Kanten, bis man den Fall einigermaßen aufgeräumt hat. Ich jedenfalls habe kaum ein Goldkorn gefunden, das eine alte Geschichte mit einem Schlag bereinigt.
Ein einzelnes Symptom kann schon mal einen Durchbruch ermöglichen, aber, obwohl ich stets die Gesamtheit der Symptome auswerte, richte ich doch meine Arzneimittelwahl eher an den wenigen Keynotes aus, oder noch mehr, an den Essenzen der Arzneimittelbilder. D.h., man sollte sich besser nicht zur sehr in die Details verlieren, sondern versuchen, von einem distanzierten Überblick aus seine Entscheidungen zu treffen. Tatsächlich reicht mir oft schon die Diagnose, um eine Mittelwahl zutreffen, eine Einstellung, die in der klassischen Homöopathie nicht gerade geschätzt wird.
Und noch etwas hat mir sehr geholfen: auf der Suche nach den dem Patienten zuzuordnenden Mineralien habe ich gelernt, chemisch unreine Substanzen organischer Natur in anorganische Stoffe zu übersetzen. So habe ich eine gute Verwandtschaft zwischen Pulsatilla und Sulfur erkannt, weshalb ich in der Repertorisation beide zusammenrechne. Oder ich verwerte Lycopodium wie Natrium sulfuricum, sind doch beide hervorragende Lebermittel. Und so verwende ich derlei mehr Verknüpfungen mit gutem Erfolg.
Dies ist meine Arbeitsweise, ich bin glücklich über die guten, wenngleich nicht leicht zu erringenden Ergebnisse. Aber ich gewähre meinen Kollegen gleichen Respekt, wenn sie mit anderen Schulen gut bedient sind, ob Sankaran, Mangialavori oder Scholten. Insofern beharre ich nicht auf einer alleinseligmachenden Arbeitsweise. Wer heilt hat Recht. Aber „respice finem“, sagt der Lateiner – bedenke das Ende! Eine gute Behandlung muss auch eine überzeugende Nachhaltigkeit haben!
Ich begreife aber nicht nur die Arbeit am Patienten als eine dynamische Leistung, sondern auch meine eigene Entwicklung. So hinterfrage ich jeden Tag die Richtigkeit meiner Postulate, stelle sie gerne zur Diskussion, möchte sie aber nicht, obwohl ich meine Arbeitsstruktur inzwischen für abgerundet halte, für allgemein und ewig gültig halten. Meine Patienten halten mich schon auf dem Boden der Realität, weil sie, obwohl die Zahl derer, bei denen ich keinen Durchbruch erreicht habe, sehr klein ist, doch immer wieder mit Komplikationen aufwarten, die mich neu herausfordern. Und ich darf nicht behaupten, schon alle unsere Arzneien verstanden zu haben – wie wäre das auch möglich? Man lernt jeden Tag dazu.
Um meine Arbeitsweise besser begreifen zu können, empfehle ich, folgende Aufsätze nachzulesen:
Ein Buch, das meine elementaren Aussagen und eindrucksvolle Fallberichte zusammenfasst, ist in Vorbereitung.
Bamberg, im Februar 2025