Dr. Ernst Trebin

Allgemeinmedizin - Homöopathie

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Rheuma als Präkanzerose - Kaliumsalze bei Rhizarthrose

Aufgrund jahrzehntelanger Erfahrung mit entsprechenden Krankheitsbildern hat der Autor, Allgemeinmediziner und Klassischer Homöopath, immer wieder die Feststellung gemacht, dass die dauerhafte Heilung degenerativer Erkrankungen im Bereich des Bewegungsapparates vorrangig mit Kaliumverbindungen zu erzielen ist. Hier einige Beispiele zur Behandlung von Rhizarthrosen.


Ein paar Worte vorneweg


Es sind nicht nur der Verstand, die Reflexionsfähigkeit und der aufrechte Gang, die die menschliche Spezies auszeichnen und von der Tierwelt unterscheiden. Es ist auch die Hand, die den Menschen zu etwas Besonderem macht. Im Vergleich zum Vogel, der mit Hilfe seines Schnabels das Nest baut und seine Jungen füttert, dem Pferd, das mit den Hufen scharrt und galoppiert sowie mit Hund und Katz, die ihre Pfoten und Krallen schon etwas geschickter einsetzen können, ist die feingliedrige Hand des Menschen mit ihren vielfältigen Funktionen ein wahres Wunderwerk. Sich waschen, kleiden, mit Messer und Gabel essen, all das erledigt der Mensch mit seinen Händen. Auch taugen die Hände für jegliches Handwerk. Das gilt auch für den „cheirourgos“, den Chirurgen, der ebenfalls mit den Händen arbeitet. Die menschliche Hand kann kämpfen und schlagen, sie erlaubt aber auch sanfte Berührungen und Zärtlichkeiten. Es erweckt Vertrauen, wenn ein Abkommen per Handschlag besiegelt wird. In Zusammenarbeit mit dem Gehirn vollbringt die Hand „akrobatische“ Leistungen wie das virtuose Spiel eines Pianisten.

Freilich ist die Hand auch anfällig für Verletzungen. Sie macht uns Therapeuten hinreichend Arbeit durch diverse Störungen ihrer Funktionen. So kann die Haut als Kontaktorgan rebellieren, die Sehnen können sich verhaken, die Gelenke schmerzen. Wir sehen Ekzeme am Handrücken, mehr noch am Handteller, einer wichtigen Kontaktfläche, finden Schnappfinger durch Schwellungen der Sehnen, erleben deren Vernarbungen im Sinne eines Morbus Dupuytren, erspüren Entzündungen oder ein Ganglion am Handgelenk mit seinen komplexen Knöchelchen. Häufig diagnostizieren wir entzündlich-rheumatische Veränderungen in den Grundgelenken vor allem des Zeige- und Mittelfingers und weit verbreitet: Fingerpolyarthropathien mit Heberden-Knoten besonders der Endgelenke – meist bei Frauen jenseits der Menopause. Bei nicht wenigen Patienten schmerzt der Daumen im Grund- oder vor allem im Sattelgelenk, das diesem Glied so viel Freiraum verschafft und es so unentbehrlich macht. Ein Verlust des rechten Daumens wird immerhin mit 50 Prozent Minderung der Erwerbsfähigkeit (MdE) gewichtet.

So ist die Rhizarthrose, die Arthrose des Daumensattelgelenks, besonders häufig zu finden. Sie lässt sich, wenn nicht zu weit fortgeschritten, homöopathisch ohne großen Aufwand beheben. Hier einige Beispiele aus meiner Praxistätigkeit.


Fallbeispiel


Anamnese, September 2019

Frau M. G., 67 Jahre, ist seit über 20 Jahren bei mir in Behandlung. Ursprünglich erbat sie meine Hilfe wegen Metrorrhagie und Schmierblutungen, was sich mit meiner damals noch recht schlichten Homöopathie mit Calcium carbonicum gut behandeln ließ, zumal die Menopause schon vor der Türe stand. Nach und nach kamen andere Beschwerden hinzu wie ein wiederkehrender Lippenherpes, Schmerzen in der linken Schulter, schlimmer beim Liegen auf der betroffenen Seite, Haarausfall, Scheidenbrennen nach dem Urinieren sowie beim Koitus. Typisch für Frau G. ist ihre stark ausgeprägte Furcht vor Krankheiten, ein hohes Verantwortungsbewusstsein und ihr empathisch-sorgenvolles Auftreten.

Sulphur, Natrium muriaticum, Phosphorus und Carcinosinum waren Arzneien, die ich ihr zudachte. Der abblätternde Hautausschlag ihrer Handteller bestärkte mich in meiner Entscheidung für Natrium sulphuricum, das hierfür meist gebrauchte Mittel. Mit dieser Kombination aus zweien ihrer Hauptelemente, ergänzt durch Sepia im Klimakterium, alles jeweils in C200 und mehrfach wiederholt, fuhren wir über viele Jahre gut. Damit ließen sich die genannten Beschwerden zuverlässig unter Kontrolle bringen.

Im September 2019 beklagte Frau G. einen Schmerz im linken Daumensattelgelenk. Ich verordnete eine Gabe Kalium phosphoricum C50 000K. Nach vier Wochen war davon nicht mehr viel zu spüren, eine Gabe Natrium sulphuricum C50 000K wurde nachgereicht, und nach weiteren fünf Wochen war das Thema bereinigt.


Warum Kalium phosphoricum?


Zur Beantwortung dieser Frage bedarf es einiger Worte über meine Arbeitsweise als homöopathischer Arzt. Ich habe sie mir über viele Jahre angeeignet und in einigen Aufsätzen vorgestellt. Anknüpfend an die Überzeugung zahlreicher renommierter Kollegen bevorzuge auch ich zur Behandlung chronisch-konstitutioneller Krankheiten Arzneien mineralischen Ursprungs. Dabei habe ich mich vorrangig den Salzen zugewendet, wie sie von Schüßler und Kent eingeführt und später von Sankaran, Scholten und Springer genauer beschrieben wurden. Mittlerweile fahre ich sehr gut damit, jedem Patienten sowohl ein Natrium- als auch ein Kalium-Salz zu verordnen — das eine mehr der Genetik zugeordnet, das andere der biographischen Prägung bzw. Sozialisation2.

Gerade im Bereich orthopädischer Leiden verhelfen mir die Kalium-Salze zu enorm positiven Ergebnissen, worüber ich in der Homöopathie-Zeitschrift schon einmal berichten durfte3. Ich ordne sie dem karzinogenen Miasma zu und sehe sie als Helfer bei chronisch erhöhtem Muskeltonus (Spezifika der wichtigsten KaliSalze, siehe: Tabelle 1). Dieser resultiert aus Angst und Anspannung des Patienten, die mit dem Arzneimittelbild von Carcinosinum verknüpft sind4. Es gibt dazu eine Formal von György, die Julius Mezger5 anführt, und die beschreibt, dass eine hohe KaliumKonzentration im Serum den Muskeltonus erhöht. Im Sinne des Similia similibus bedeutet dies aber, dass potenziertes Kalium den Tonus senken muss. Dadurch werden die Gelenke und Sehnen von dauerhaftem Zug und Druck befreit, der gerade über Nacht, im Schlaf wirken dürfte, wenn wir uns nicht durch die Aktivitäten des Tages lockern.

Veränderungen des pH-Wertes im extrazellulären Raum beeinflussen den Kaliumhaushalt: Wasserstoffionen dringen durch die Zellmembran und senken den intrazellulären pH-Wert. Dies hemmt Kaliumtransporter in der Zellmembran. Azidose senkt daher die Aufnahme von Kalium in die Zelle und führt zu einer Umverlagerung von Kalium aus dem Intrain den Extrazellulärraum und kann Hyperkaliämie bewirken. Umgekehrt senkt Alkalose den Kaliumspiegel. Die Behandlung und damit Beseitigung einer Azidose kann damit eine Hyperkaliämie zum Verschwinden bringen.

Dieser Druck, so meine ich, ist es, der den passiv ernährten Knorpel degenerieren lässt und damit der Arthrosebildung Vorschub leistet. Die Sehnen entzünden sich und vernarben unter der anhaltenden Spannung. Diese zu senken, mag mit relaxierenden Medikamenten der Schulmedizin gelingen wie Tranquillantien oder Kaliumkanal-Öffnern, z. B. Flupitrin (Katadolon®, gegenwärtig nicht mehr am Markt). Mental ist der Druck, wie alles Vegetative, schwer zu lösen, am ehesten noch mit Methoden der Tiefenentspannung wie Hypnotherapie. Wir Homöopathen haben es in der Hand, mit den verschiedenen Kalium-Salzen für dauerhafte Linderung zu sorgen.


Ein Blick ins Repertorium

Was empfiehlt uns das Repertorium im Falle einer Rhizarthrose? Unter der Rubrik „Pain, thumbs, joints“ finden sich im Murphy6 folgende Eintragungen: ambr., asaf., berb., dios., erig., kali-c., kali-i., kali-n., mang-m., nat-m., osm., petr., sul-ac., sulph., verat.. Entsprechend meiner obigen Aussagen kommen für mich nur die mineralischen Arzneien in Betracht, unter Berücksichtigung, dass es sich hier vornehmlich um ein chronisches Leiden handelt, genauer, um die Manifestation einer konstitutionellen Veranlagung bzw. Disposition. Interessant sind hier vor allem Kalium carbonicum, Kalium iodatum, Natrium muriaticum und Sulphur bzw. Sulphuricum acidum sowie deren salzartige Verbindungen untereinander wie Natrium sulphuricum oder deren Kombination mit anderen Mineralien wie Phosphorus, z.B. Kalium phosphoricum.

Aus diesem Fundus bediente ich mich in den folgenden Fällen, bei denen mich aber erstaunlicherweise ganz andere Gründe zur Verordnung der in dieser Rubrik genannten Mineralien führten.


Spezifika der nützlichsten Kalium-Salze bei Arthropathien

Kalium arsenicosum: Neigung zu Panik; Mitternacht bis 3.00 Uhr; Magen-Darm-Erkrankungen; Sepsis-Gefahr; Thrombose-Gefahr; Ängste und andere Persönlichkeitsmerkmale von Arsen (intakte Fassade, Sammelwut, Geiz).

Kalium iodatum: Ausstrahlende, neuralgische Schmerzen (Ischialgie); Herzrhythmusstörungen, z.B. absolute Tachyarrhythmie („tumultuöse Herzaktion“); rascher Stoffwechsel mit Gewichtsabnahme; Drüsentumore (Schilddrüse, Brust, Hoden, Prostata, Lymphknoten) und Drüsenatrophie; scharfer Fließschnupfen; destruktive Impulse; 5.00 Uhr. Husten > im Freien, Husten > durch Trinken.

Kalium phosphoricum: Erschöpfung; Mutlosigkeit; Phosphor-Ängste; Blutungsneigung.

Kalium silicicum: Auffälligkeiten des Stützgewebes (Knochen, Zähne, Nägel) wie Skoliose, Glockenthorax, Kielbrust; Nagelflecken und andere Störungen des Nagelwachstums; Karies und Zahnwurzelentzündungen; Furunkulose; psychische Struktur von Silicea.

Kalium sulphuricum: „Chronische, reizbare Pulsatilla“; wandernde Krankheitserscheinungen (Schmerzen, Exantheme), langsames Umhergehen bessert; frische Luft bessert; Brustschwellung vor der Menstruation; weinerlich; 4.00 Uhr. Schuppende Hautausschläge.

Bisher nicht gebraucht: Kalium chloratum, Kalium muriaticum, Kalium nitricum, nur im Akutfall: Kalium bichromicum


Fallbeispiele


Patientin, Mamma-Ca. und Rhizarthrose

Frau C. D., geboren 1958, kam im Dezember 2001 erstmals in meine Praxis. Damals war sie 43 Jahre alt. Ihre Klage galt einer starken Erschöpfung sowie Sehstörungen mit Blitzen und verschwommener Wahrnehmung. Auch fühlte sie sich nicht mehr belastbar, ausgelaugt durch ihren beruflichen Umgang mit psychisch Kranken, von deren Leiden sie sich nur unzureichend distanzieren konnte. Ohne an dieser Stelle auf weitere Ursachen ihres damaligen Zustands einzugehen oder auf die Details ihrer Konstitution, ihres genetischen Hintergrunds und ihrer Biographie, sei hier nur angemerkt, dass sie durch eine sehr frühzeitige umfassende Verantwortungsübernahme geprägt war.

Im Laufe der folgenden dreieinhalb Jahre konnte ich sie, gemäß meiner oben angeführten Arbeitsweise, mit Kalium phosphoricum und Natrium phosphoricum zufriedenstellend stabilisieren, anfangs immer in C200, später auch in C50 000K. Dann folgte, mit Ausnahme zweier sporadischer Kontakte, eine längere Pause bis 2015. Zu diesem Zeitpunkt wurde bei ihr im Alter von 57 Jahren ein Mamma-Karzinom diagnostiziert.

Bei Frau D. traten viele Komplikationen in Folge der Tumorresektion auf: Die Wunden heilten schlecht, es kam immer wieder zu Eiterungen. Gegen die Wundheilungsstörungen verordnete ich Calendula C30, danach, der Lokalsymptomatik entsprechend, einem ausstrahlenden Schmerz, Asterias rubens C30. Die Hauptbehandlung aber führte ich mit Kalium phosphoricum C200, im Wechsel mit Carcinosium C200. Danach folgte Natrium sulphuricum, zunächst in C200, unter anderem wegen ihrer Ekzembereitschaft, die sich unter Nat-s. deutlich besserte.

Bei jeder Konsultation hinterfrage ich meine Mittelwahl und, sobald neue Symptome auftauchen, bin ich bereit, eine Verfeinerungen meiner salzartigen Kombinationen vorzunehmen. Tatsächlich ergab sich auch bei Frau D. nach etlichen Gaben der angeführten Arzneien (nach einigen Dosen in C200, später in C50 000K) Anlass dazu. So klagte sie ab April 2018 über Schmerzen im Bewegungsapparat, u.a. in Form einer Ischialgie, und schließlich über ein Narbenjucken, ein Hinweis auf Iodum. Beide Symptome führten zum Wechsel zu Kalium iodatum, das ich in dieser Zeit als eine ausnehmend wichtige Arznei zu entdecken begann, vor allem bei Drüsenerkrankungen, insbesondere mit Tumorbildung, aber auch bei neuralgischen Schmerzzuständen.

Im November 2018 kam nun eine Rhizarthrose hinzu, die sie zeitweise sogar zum Tragen einer Daumenorthese veranlasste. Ich blieb bei Kalium iodatum, von dessen Nutzen ich mittlerweile auch hinsichtlich ihres Mamma-Karzinoms überzeugt war. Unter fortgesetzten Gaben kamen all die zuletzt aufgetretenen Symptome zur Ruhe. Bei der letzten Konsultation vor dieser Niederschrift war die Patientin nahezu beschwerdefrei und bei guter allgemeiner Verfassung. Blähungen und vorübergehende rechtsseitige Oberbauchbeschwerden bereinigte ich zwischendurch mit Natrium sulphuricum.

Ein Blick zurück auf die mineralischen Arzneien bei Daumengelenksschmerzen zeigt exakt diese Mittel auf, hier aber wurden sie aufgrund der allgemeinen Symptomatik und des Karzinoms gefunden.

Zwei Dinge verdeutlicht dieser Fall außerdem: Bei kontinuierlicher Behandlung eines Patienten klärt sich schrittweise die Symptomatik, die anfangs, vor allem bei schweren Pathologien, noch sehr undurchsichtig sein kann, und führt so zunehmend zu klareren Indikationen für die Mittelwahl. Und zweitens: Krebs und Gelenkerkrankungen stehen nahe beieinander.

„Rheuma ist eine Präkanzerose“, blieb mir aus meiner eigenen Ausbildung zum Homöopathen im Gedächtnis. Ich möchte aber lieber allgemein von Arthropathien sprechen, degenerativer wie entzündlicher Art. Meine Erfahrung bestätigt dieses Postulat insofern, als in der Behandlung dieses Problemfeldes für mich die Kali-Salze höchste Priorität haben, die ich ohnehin dem karzinogenen Miasma zuordne. Dementsprechend erweist sich auch die Nosode Carcinosinum als hilfreich, wenn die Wirkung eines Kalium-Salzes nicht ausreicht. Als besonders bedeutsam werte ich die Beobachtung, dass – soweit beurteilbar – erfolgreich behandelte Tumorpatienten eine meist länger dauernde Phase von Gelenkschmerzen durchlaufen im Sinne der Hering ́schen Regel: von innen nach außen und in der umgekehrten Reihenfolge der Entstehung. Ergänzend sei angemerkt: auch von der Schwere und Bedrohlichkeit der Pathologie hin zu quoad vitam unbedeutenden, wenngleich lästigen Beschwerden. Der zuletzt geschilderte Fall kann als Beleg für diese These gelten.

Auch unter schulmedizinischer Therapie sieht man dieses Phänomen. So ist es wohl kein Zufall, dass die Aromatasehemmer, welche Rezidiven z.B. beim Brustkrebs vorbeugen sollen, typischerweise Gelenksbeschwerden als „Nebenwirkungen“ verursachen.

Im Wissen um diese Zusammenhänge fällt es leichter, die betroffenen Patienten (und sich selbst) zu motivieren, einige Monate durchzustehen, bis auch diese Symptomatik überwunden ist als Ausdruck zunehmender Entfernung von der Krebsgefahr. Beispielhaft folgen hier drei Fälle von Gelenkund Sehnenschmerzen, die im Laufe einer Tumortherapie bzw. -nachsorge aufgetreten sind. Ich bitte vorab um Verständnis, dass die schon angesprochene Arznei Kalium iodatum so oft Erwähnung findet, ein altbekanntes Antisyphilitikum, durch das meine homöopathische Arbeit viele bahnbrechende Impulse erfahren hat. In der Regel ist aber die Indikation dafür nicht einfach zu finden, sie steht bei einer Computer-Repertorisation ganz sicher am hinteren Ende. Nur wer um das Arzneimittelbild weiß, stößt auf diese Arznei, die mir mittlerweile als der alleinige, langfristig sinnvolle Vertreter der Jodsalze gilt.


Patient, Seminom, Prostata-Karzinom und Schnappfinger

Herr N. S., heute knapp 60 Jahre, kam vor 22 Jahren wegen eines chronischen Tubenkatarrhs erstmals in meine Praxis. Damals gab es genügend Hinweise auf Phosphor, womit die Therapie auch einigermaßen befriedigend geführt werden konnte. Nach einiger Zeit entwickelte er quasi über Nacht eine Hodenschwellung, die als Seminom7 diagnostiziert wurde und zur Entfernung des betroffenen Hodens führte. Später kam noch ein Prostata-Karzinom hinzu, wobei die regelmäßigen Nachuntersuchungen einen stetigen Wiederanstieg des Prostataspezifischen Antigens (PSA) erkennen ließen. Meine ärztlichen Bemühungen konnten, wie die graphische Auswertung durch den Patienten zeigte8, die Progression, die den Verdacht auf ein Rezidiv nährte, zunächst auf einem gewissen Plateau halten, bis es zu einem offenbar exponentiellen Anstieg des PSA kam. Nun kam ich endlich darauf, angesichts seiner Drüsen-Tumoren Kalium iodatum im Wechsel mit Carcinosinum einzusetzen. Unter dieser Verordnung stockte der Anstieg und der Wert ließ sich wieder auf einem Plateau halten, und dies nun seit Jahren. Ob hinter der Entwicklung ein zu vermutendes Karzinom-Rezidiv steht oder doch nur eine Regeneration gesunder Prostata-Restzellen, konnte auch durch eine PET-Untersuchung nicht geklärt werden (PositronenEmissions-Tomographie).

Trotz diverser intermittierender Krisen erfreut sich der Patient bis heute bester Gesundheit. Der Grund, warum ich seinen Fall hier anführe, ist, dass er im Laufe der Jahre unter der zuletzt gefahrenen Regie einen Schnappfinger entwickelte. Zwischenzeitlich vom Handchirurgen mit Cortison-Injektionen in die Sehnenscheide versorgt, konnte dieses Beschwerdebild unter fortgesetzten Gaben Kalium iodatum ausgeheilt werden. Die zweite Linie meiner dualen Therapie in seinem Falle, also der Wechsel von Kalium- und Natrium-Salzen, ist übrigens Natrium phosphoricum, womit zu demonstrieren ist, dass die ursprünglichen Phosphor-Gaben zwar durchaus ihre Berechtigung hatten, aber viel zu einfältig waren und seine Konstitution bzw. Krankheitsdisposition weit subtilerer Ansätze bedurfte, um seine Gesundheit wieder herzustellen.

Und schließlich wollte ich damit aufzeigen, dass auch in seinem Falle der Weg fort vom Krebs über eine Phase von Störungen im Bereich des Bewegungsapparates war.


Patientin, Lymphome und Gelenkschmerzen

Frau C. K., mittlerweile fast 50, wurde mir anvertraut, nachdem drei Jahre zuvor große retroperitoneale Lymphome entdeckt und per Chemotherapie behandelt wurden. Seither war es meine Aufgabe, sie gesundheitlich zu stabilisieren und Rezidiven vorzubeugen. Die Entscheidung für Kalium iodatum ging mir nun, nach einigen positiven Erfahrungen, leicht von der Hand. Die Patientin fühlte sich damit zunehmend wohler. Auch die Nachuntersuchungen verliefen fortan unauffällig, lediglich die Gelenke schmerzten sie über lange Zeit erheblich. Diese Beschwerden, aber auch ein für Kali- Salze typisches Druckgefühl des Brustkorbs, verloren sich während der inzwischen zwei Jahre dauernden Behandlung mit Kali-i., zunächst in C200, später in C50 000K.


Patientin, Uterus-Karzinom und diverse Gelenkbeschwerden

Frau M. B., derzeit 64 Jahre, bei mir in Therapie nach Hysterektomie aufgrund eines Uterus-Karzinoms. Nach etlichen Jahren unter meiner Behandlung mit unterschiedlichen Arzneien, die, wenngleich nur als Simile, dennoch ein Vorankommen erlaubten, haben sich etliche orthopädische Probleme aufgelöst, von der Fingerpolyarthropathie über eine Lumboischialgie, eine Großzehengrundgelenksarthrose und Kniebeschwerden. Zuletzt kam ich auch in ihrem Fall bei Kalium iodatum an. Damit haben sich die Gelenke alle beruhigt, nur die Haut meldete sich mit nicht geringem Juckreiz. Natrium sulphuricum im Wechsel mit Psorinum halfen prompt. Hat nicht jüngst einer der leidenschaftlichen Miasmen-Skeptiker die Hering ́sche Regel als überholt bezeichnet?


Fazit


Der zuletzt genannte Fall erinnert daran, dass das Äquivalent zur Rhizarthrose die Arthrose des Großzehengelenks ist, bekannt als Hallux valgus oder Hallux rigidus. Warum gerade der erste Finger- oder Zehenstrahl besonders anfällig ist, kann ich mir nicht erklären. Doch auch hier stellen sich mit der eingangs beschriebenen Behandlungsstrategie genauso schöne Erfolge ein. Auch wenn sie zunächst befremden mag und komplex erscheint, da sie nicht nur nach der Erstanamnese, sondern auch über den gesamten Weg einer kontinuierlichen Betreuung für den individuellen Fall erarbeitet werden muss.

Und es braucht einige Jahre, bis die Tiefe dieser Pathologien gründlich und nachhaltig abgearbeitet ist. Gar nicht zur Sprache kamen bei den oben genannten Fällen die Biographien der Patienten, die genug Material abgäben, um das karzinogene Miasma walten zu sehen (siehe: Hinweise auf Karzinogenie).


Hinweise auf die Karzinogenie

  • Krebserkrankungen beim Patienten oder in seiner Familie
  • Traumatisierende Erfahrungen des Patienten oder seiner Vorfahren
  • Frühzeitiger Verlust einer unbeschwerten Kindheit, frühe Verantwortungsübernahme
  • Aufwachsen unter hohen Leistungsanforderungen
  • Pflichtbewusst, verantwortungsvoll, leistungsorientiert
  • Emotionskontrolle
  • Unterordnungs- und opferbereit
  • Schuldgefühle
  • Ästhetik, Tierliebe, Suche nach Grenzerfahrungen
  • Kämpferische Haltung, Rebellion, Streitsucht
  • Karzinophobie
  • Autoaggressives Verhalten, z.B. Anorexie
  • Verlangen nach Tanzen, Freude an Naturgewalten, Besserung in Seeluft
  • Verlangen nach Schokolade
  • Hoher Muskeltonus, Arthrosen, Autoaggressionskrankheiten
  • Brustspannen
  • Nävi, Café-au-lait-Flecken
  • Schwere Krankheiten in der Kindheit
  • Entwicklungsstörungen, Schlafstörungen bei Kindern
  • Spätes oder wiederholtes Durchleben von Kinderkrankheiten
  • Impfschäden
  • Schweres Bewältigen von Influenza oder Mononukleose

Literatur

Mezger J.: Gesichtete Homöopathische Arzneimittellehre. Haug-Verlag. Heidelberg, 1995
Murphy R.: Homeopathic Medical Repertory, Second edition. Dunrango, Colorado, USA: Hahnemann Academy of North America; 1996
Trebin E.: Carcinosinum und die Kalium-Salze. Homöopathie aktuell 4/2010
Trebin E.: Chronische Schmerzen im Bereich des Bewegungsapparates. Homöopathie- Zeitschrift II 2017. S. 42-50.
Trebin E.: Kann dieser Weg noch richtig sein? Spekulationen über die Arbeit mit kombinierten Arzneien.
Trebin E.: Konstitution und Prägung. Vortrag auf dem ICE 16

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