§1: Des Arztes höchster und einziger Beruf ist es, kranke Menschen gesund zu machen, was man heilen nennt.
Ich vermisse im homöopathischen Schrifttum gegenwärtig eine nennenswerte Zahl von Berichten erfolgreicher Therapieverläufe. Versteigen sich die Homöopathen lieber ins Philosophieren und Schwadronieren, weil das Alltagsgeschäft zu mühselig ist? Man hat jedenfalls den Eindruck, dass sich die Spitze unserer Zunft zur Zeit gerne in Schulen, Lehren, Dogmen oder Thesen verliert und uns in der Mühsal alleine lässt, Kranke und Leidende zu behandeln.
Für mich ist es weiterhin sehr bewegend und nicht eben selbstverständlich, bei Asthma, M. Crohn, Rheuma oder Psychosen erfolgreich zu sein, von Krebs ganz zu schweigen. Darum berichte ich auch gerne über die mit viel Geduld betreuten, gottlob doch in der Mehrzahl erfolgreich verlaufenden Fälle, aber auch über meine eigene, etwas befremdliche Arbeitsweise, die ihre Mittelwahl vor allem an miasmatischen Überlegungen ausrichtet und in chronisch-konstitutioneller Behandlung in erster Linie auf mineralische Mittel stützt, komplette Salze in der Regel, die aber so gut wie nie nach den Kentschen Auswertungsregeln zahlenmäßig dominieren bzw. in einer Computerrepertorisation an vorderster Stelle stehen würden.
Ein Großteil meiner Berufserfahrung als Homöopath bestand bisher darin, festzustellen, was nicht funktioniert, nachdem es über Generationen weitergereicht wurde. Wie ich schon an anderer Stelle berichtet habe [15, 16], stützt sich mein Tun stark auf das Wissen über die chronisch-hereditären Miasmen, deren Wertschätzung seit Hahnemanns genialen Gedankenanstößen in der Homöopathie nach wie vor wenig Fuß gefasst hat. Verwunderlich ist dies nicht, da auch hierzu zwar viel Theorie bewegt wird, praktische Handlungsanweisungen aber eher seltener angeboten werden [1,4,5,9,10,12,17,18].
Die Homöopathie begeistert immer wieder mit ihren prompten und ans Wundersame grenzenden Erfolgen. Warum aber misslingen viele unserer Fälle? Ich sehe für mich dafür vier Gründe:
Vor allem der letzte Aspekt hat mich über einige Jahre in Atem gehalten, als ich mir viele Arzneien erst erarbeiten musste, die in der gegenwärtigen Homöopathie fast bedeutungslos sind, mir aber als einzige wirkliche Hilfe bei der Lösung tieferer Pathologien ermöglicht haben. Es sind Arzneien, die sich die Generation um J.T. Kent [7], C.M. Boger oder W. Boericke [2] schon zurechtgelegt hat, vor allem kleinere mineralische Mittel wie Kalium silicicum, Aurum muriaticum natronatum oder Arsenum sulfuratum flavum, um nur einige Beispiele zu nennen. Nicht nur deren Existenz ist wenig geläufig, sie als therapeutische Lösung zu erarbeiten ist auch keine Leichtes, denn sie sind in den Repertorien zahlenmäßig wenig herausragend und verfügen auch meist über keine leuchtenden Essenzen, über die sie zu identifizieren möglich wäre. Mein persönlicher Weg ist, sie über ihre einzelnen Komponenten als Doppelmittel, aber auch über ihre miasmatische Zugehörigkeit zu erarbeiten.
Auf diesen Wegen fiel mir auf, dass eine seit Kent [6] weitergegebene Standard-Meinung revidiert werden muss: Kent schreibt der Pulsatilla keine weitreichende Wirkung zu (Burnett [3] bezeichnet die Arznei sogar als Kinderpistole) und empfiehlt Kalium sulfuricum zur Fortsetzung der Therapie. Und so ist uns Kalium sulfuricum zugänglich und identifizierbar als die sogenannte chronische, durstige und reizbare Pulsatilla. Dagegen möchte ich aber in die Diskussion einwerfen, dass alle Schwefel-Verbindungen legitime Fortsetzungsmittel eines Pulsatilla-Bildes sind, spezielle Erfahrungen habe ich aber mit Calcium sulfuricum, Natrium sulfuricum, Kalium sulfuricum, Mercurius sulfuricus, Arsenum sulfuratum flavum und Aurum sulfuratum.
Bei allen diesen Salzen, wenn ich sie denn als angezeigt und nutzbringend fand, fiel mir auf, dass Pulsatilla in der Repertorisation deutlich hervortrat, aber meist nicht geeignet erschien, der Schwere der Pathologie gerecht zu werden. Und so habe ich es mir zur Gewohnheit gemacht, bei der Analyse eines Falles Pulsatilla zahlenmäßig dem Schwefel zuzuschlagen. Ich erinnere mich des Falles einer schweren, destruktiven rheumatischen Polyarthritis bei einer Nonne, bei der alle Qualitäten Pulsatilla-Merkmale aufwiesen, welches aber zu meiner Verzweiflung völlig wirkungslos blieb.
Im Folgenden möchte ich mein heutiges Vorgehen mit einem Fallbeispiel dokumentieren und anschließend stichpunktartig die mir vertrauten Schwefelverbindungen charakterisieren und ihre Ähnlichkeit mit Pulsatilla auflisten.
Die Patientin kam im Alter von 40 Jahren im Februar 2003 zu einer kurzen Anamnese und klagte über ihre Rückenschmerzen. Sie empfand Schmerzen vor allem im Steißbeinbereich, welche sie auf einen Treppensturz vier Jahre zuvor zurückführte, wenngleich die Beschwerden erst seit etwa eineinhalb Jahren stärker in Erscheinung treten würden. Sie sprach von stechenden Schmerzen, die sich verschlimmern würden bei längerem Stehen, bei Sitzen auf weicher Unterlage sowie beim Umdrehen im Bett; verschlechtert auch in der kalten Jahreszeit und beim Liegen in Rücken- und Bauchlage. Später sprach sie generell von einer nächtlichen Verschlimmerung. Eine Besserung würde sie erfahren durch Gehen und durch Sitzen auf harter Unterlage.
Eine vollständige Anamnese konnte zum damaligen Zeitpunkt nicht erhoben werden, weshalb die weiteren Angaben unvollständig waren. Dennoch bestand Behandlungsbedarf und als erstes Mittel wurde Hypericum C200 gegeben - bezugnehmend auf die vermutete Ursache des Beschwerdebildes. In der Folgezeit kam es zu einer nur leichten Besserung, weshalb weitere Mittel versucht wurden. Diese seien hier erwähnt, obwohl sie nicht sauber erarbeitet wurden. Natrium arsenicosum und Natrium carbonicum brachten kleine Fortschritte ebenso wie Thuja und Pulsatilla, welches für zwei Tage Linderung ermöglichte. Keinen Erfolg zeigten Medorrhinum, Kalium sulfuricum, Kalium arsenicosum und Kalium carbonicum, alle jeweils in C200 gegeben, ebensowenig wie Lycopodium.
Im Dezember 2004 war die Patientin endlich zu einer vollständigen Anamnese entschlossen, die Folgendes erbrachte:
Sie hat manchmal panikartige Angstzustände, z. B. beim Autofahren, vor allem in engen Tunneln. Auch meidet sie Flugzeuge und enge Aufzüge aus Furcht, eingeschlossen zu sein oder stecken bleiben zu können. Zur weiteren Vorgeschichte ist zu erfahren, dass sie mit ca. 21 Jahren eine Nierenbeckenentzündung hatte, später auch öfter noch unkomplizierte Harnwegsinfekte erlebt hätte. Sie ist empfindlich gegen nasskaltes, graues, regnerisches Wetter, ihre Beschwerden würden sich mit Herbstbeginn verschlimmern, sie ist empfindlich gegen Barfußlaufen; gerne an der frischen Luft mit Abneigung gegen Kneipenluft. Durch Weihrauchdunst würde sie kollaptisch werden. Grundsätzlich ist sie eher kälteempfindlich, verspürt aber Kreislaufprobleme in Sommerhitze.
Es besteht ein Verlangen nach Süßigkeiten, z.B. Schokolade, und Unverträglichkeit von Fisch, welcher ihr Magenschmerzen bereite. Sie isst auch gern Scharfes und Saures, hat eine Abneigung gegen Obst und Tomaten und empfindet Brechwürgen nach Bananen. Es besteht etwas Brustspannen vor der Regel, als Kind hätte sie öfter Tonsillitiden gehabt. Einmal sei eine Fingerwarze aufgetreten, mit 20 Jahren eine Candida-Vaginitis. Zu ihren Rückenbeschwerden merkte sie noch an, dass sie gelegentlich das Gefühl habe abzubrechen im Beckenbereich.
Ihre Mutter neige ebenso sehr zu Rückenschmerzen und sei latent depressiv, verschlimmert in den Wechseljahren. Der Vater hätte Gallensteine gehabt, ferner leide er an Prostatabeschwerden. Der Opa vs sei ebenfalls an Gallenbeschwerden erkrankt gewesen. Die Oma ms hätte Unterleibskrebs gehabt mit schlimmen, offenbar sehr schmerzhaften Knochenmetastasen.
Figürlich ist die Patientin etwas rundlich im Hüftbereich, sie ist von einer durchaus lebensfrohen Art, liebt Geselligkeit und pflegt Freundschaft mit unkonventionellen Leuten, kleidet sich gerne teuer und leistet sich luxuriöse Urlaube, spart andererseits aber gern an Arztkosten, weshalb auch die Anamnese erst mit starker Verzögerung erhoben werden konnte. Insgesamt hat sie Freude an einem glamourösen Lebensstil und verliert sich nicht in tiefen Grübeleien.
Wegen des langwierigen und resistenten Krankheitsbildes drängte ich zu einer kernspintomographischen Untersuchung, welche im September 2004 einen ausgeprägten Diskusprolaps im Bereich L5/S1 erbrachte, nebenbei auch ein kleines Uterusmyom von 3cm Ø aufdeckte.
In der Repertorisation (Anlage) sind Hinweise auf die homöopathische Arznei Pulsatilla in ausgeprägtem Maße vorhanden, es wurde aber bereits verabreicht ohne großen Erfolg. Auch Arsenicum album ist in der Repertorisation genug vertreten und würde ihrem etwas vordergründigen besitzorientierten Lebensstil entsprechen. Als Natrium oder Kalium arsenicosum gegeben, war es aber ebenso erfolglos. Aus der Erfahrung heraus, dass eine hohe Pulsatilla-Prävalenz auf Schwefel-Verbindungen verweisen kann, dachte ich nun zunächst an Kalium sulfuricum, was aber wirkungslos blieb. Somit reduzierte ich meine Auswahl auf Natrium sulfuricum, Aurum sulfuratum und Mercurius sulfuricus (Arsenum sulfuratum flavum war mir damals noch nicht vertraut). Aurum sulfuratum wäre, ebenso wie Mercurius sulfuricus, gerechtfertigt gewesen im Hinblick auf Krebs und Knochenmetastasierung bei ihrer Oma ms, d.h. unter Berücksichtigung der primären syphlitischen Miasmatik, Natrium sulfuricum entspricht aber mehr dem sykotischen Miasma, auf das einerseits ihre Neigung zu Harnwegsinfekten, Scheidenpilzen und Warzen verweist sowie auch die väterliche Linie der Familienanamnese mit Gallensteinleiden und Prostata-Erkrankungen, andererseits ihr etwas leichtfertiger, lustvoller, nicht eben schwerblütiger Lebensstil.
Die Entscheidung fiel für Natrium sulfuricum, gegeben am 27.12.2004. Einen Monat später berichtete sie über eine gute Zeit mit deutlich reduzierten Rückenschmerzen. Eine aktuelle osteopathische Behandlung brachte aber wieder eine Verschlimmerung. Sie erhielt nun Medorrhinum (die Nosode gebe ich gerne mal als Zwischenmittel) am 31.01.2005 - mit negativen Ergebnis. Die Rückenschmerzen verschlimmerten sich binnen zwei Tagen, ferner trat eine auffallende und bisher nicht gekannte depressive Stimmung auf mit Antriebslosigkeit, weshalb sie kaum das Bett verlassen mochte. Diese Depression wertete ich als einen Hinweis auf das als Alternative angedachte Aurum sulfuratum, was sie am 02.02.2005 erhielt. Die Folge war ein Rückgang der Depression, aber eine starke Zunahme der Rückenschmerzen. Offenbar war dies ein Fehlschlag, weshalb ich zu Natrium sulfuricum zurückkehrte, was ja gleichfalls ein starkes Depressionsmittel ist. Sie erhielt es in C200 am 21.02.2005. In der Folgezeit erfreute sie sich eines ziemlich schmerzfreien Rückens, einhergehend mit der Abnahme des Gefühls abzubrechen. Weitere Gaben von Natrium sulfuricum C200 waren am 14.7.2005 erforderlich sowie Ende August 2005. Seither erfolgte keine Konsultation mehr, ich sehe die Patientin aber regelmäßig, sie scheint gesund und für einen Praxisbesuch nicht mehr motiviert, vermutlich wegen der - durchaus erschwinglichen - Kosten einer Folgekonsultation.
Bewertet man im Nachhinein die Anamnese, so vernimmt man schon Hinweise auf Natrium sulfuricum anhand der allgemeinen Empfindlichkeit gegen nass-kaltes Wetter, und betrachtet man die Repertorisation, so taucht dieses Mittel diskret auf, dreiwertig sogar unter der Rubrik der Verletzungsfolge, was aber in diesem Fall kausal nicht eindeutig zu belegen war. Natrium muriaticum, als Stammsalz der Natrium-Verbindungen zu sehen, zeigt sich schon deutlicher, vor allem bei der Modalität der Besserung durch Liegen auf harter Unterlage, Sulfur hingegen, das ja in die Verbindung als Anion eingeht, spielt zahlenmäßig keine große Rolle, ganz im Gegensatz zu Pulsatilla.
Calcium sulfuricum wurde in einem Aufsatz in der AHZ 2/97 [13] ausführlich vorgestellt. H. Tauer beschreibt anschaulich die Widersprüchlichkeit und Ambivalenz des Arzneimittelbildes, er verweist auf das Frischluftbedürfnis und die Besserung auch seelischer Eigenheiten im Freien, ferner auf die ausgeprägte Eifersucht und das Verlangen nach Zuwendung, welche der Betroffene aber wiederum erfolgreich sabotieren kann. Ich selber würde das Arzneimittel wohl dem psorisch-tuberkulinischen Miasma zuteilen.
Natrium sulfuricum dagegen ist hinlänglich bekannt als wichtige sykotische Arznei, die dem Glaubersalz abgeleitet ist. Demzufolge ist sein Arzneimittelbild geprägt von der Durchfalls-Neigung vor allem mit explosiven, stark lufthaltigen Stühlen. Wichtigstes Element ist aber die Neigung zu allergischen Atemwegserkrankungen wie Pollinose, vor allem aber Asthma, dies insbesondere bei Kindern. Charakteristisch ist die Verschlechterung in jeder Hinsicht bei feucht-kühler Witterung.
Kalium sulfuricum, wie schon erwähnt, gerne die durstige, reizbare Pulsatilla genannt, erschließt sich mir auch auf einem anderen Wege, nämlich über das Miasma der Karzinogenie. Langjährige Beobachtungen lassen mich behaupten, dass Kali-Salze vor allem diesem Miasma zuzuschreiben sind (nicht allein Kalium phosphoricum, das schon Boericke mit Krebs in Verbindung bringt [2]), und so erschließe ich mir diese Arznei aus dem Vorliegen einer hohen Krebsaszendenz einerseits oder unterdrückender biografischer Erfahrungen im Geiste von Carcinosin und andererseits aus einer hohen Prävalenz von Sulfur, Acidum sulfuricum oder Pulsatilla in der Repertorisation.
Mercurius sulfuricus wurde mir sehr wichtig bei Krankheiten der Schleimhäute, speziell der Körperöffnungen: Rhinits, Otitis externa, Konjunktivis, Stomatitis oder Gingivitis, auch bei Vaginitiden, vor allem aber bei Proctitis, Colitis oder M. Crohn. Dies sind alles Indikationen für Quecksilber, doch auch im Bereich der Metalle habe ich festgestellt, dass deren Salze ungleich effizienter sind als die einzelnen Elemente. Auch andere Mercurius-Indikationen reagieren besser auf solche Arzneien - hierzu gehört auch das großartige Mercurius phosphoricus -, wie z.B. Hyperaktivität bzw. ADHS. Mercurius solubilis rangiert dreiwertig unter Bewegungsdrang bei Kindern, hat mir aber alleine, ohne Salzbindung, keine wirklichen Erfolge ermöglicht. Dagegen halte ich Mercurius phosphoricus für eines der besten Mittel unter dieser Indikation. Ein spezieller Hinweis für Katzenfreunde und Veterinäre, den weiterzugeben mir ein dringendes Anliegen ist: Katzenschnupfen ist eine schwere Erkrankung unserer Haustiere, geht mit einer bedeutenden Abwehrschwäche einher, wird mit einer HIV-Infektion verglichen und lässt die Tiere vorzeitig verenden. Die Erkrankung zeichnet sich durch ein dauerhaftes Schniefen aus (die chronische Coryza der Syphilinie), wird begleitet von einer unter Umständen massiven Gingivitis mit Speichelfluss, von Otitis externa und Konjunktivitis, aber auch von Durchfällen. Während ich mit Mercurius solubilis oder auch Sulfur, wenn indiziert, keinerlei Besserung erlebte, so sah ich unter Mercurius sulfuricus wahre Auferstehungen. Zwar hatte ich die letzten Jahre keine Gelegenheit, einen HIV-Kranken homöopathisch zu begleiten, aber die Fälle, die ich bislang sah, veranlassen mich auch zu einer vorsichtigen Hoffnung, dass auch beim Menschen die erworbene Abwehrschwäche mit dieser Arznei positiv zu beeinflussen wäre. Dass diese Arznei dem syphilitischen Miasma angehört, bedarf keiner großen Erwähnung.
Arsenum sulfuratum flavum, abgekürzt Ars-s-f.: Früher habe ich unter dieser Kürzel keine beachtenswerte Arznei vermutet. Heute sehe ich darin ein wichtiges Medikament für Erkrankungen der tieferen Atemwege sowie des Magen-Darm-Traktes, etwa der Ebene zwischen den Schleimhäuten, die Mercurius abdeckt, und den tiefen Organen, die von Aurum berührt werden. Vor allem bei Allergien ist dieses Mittel von großem Wert, bei Pollinose mit Asthma also, aber auch bei Gastritiden, Enteritiden, auch bei Neurodermitis. Miasmatisch m.E. auch syphilitisch zu sehen.
Aurum sulfuratum ist mir als komplettes Salz weit wertvoller geworden als das metallische Gold. Seine Pathologie erreicht die tiefsten Sphären und betrifft nicht nur die Psyche in bekannter Weise, sondern alle Erkrankungen des zentrales Nervensystems wie Multiple Sklerose, M. Parkinson, M. Alzheimer, Apoplex und Hirntumor, betrifft das Herz bei CHE, Arrhythmien oder Hypertonus, umfasst entzündliche oder degenerative Leiden der Gelenke oder des Knochensystems, Diabetes mellitus, Erkrankungen der Gonaden, Myome u.v.a.m.. Seine Wahl treffe ich aus dem Vorhandensein von Sulfur- oder eben auch von Pulsatilla-Zeichen bei Betroffensein besagter Organe; hier kommt also unverblümt die reine Organpathologie als klares Auswahlkriterium ins Spiel. Ich erlaube mir, von zwei oder drei Ebenen innerhalb der Syphilinie zu sprechen, Aurum sulfuratum betrifft ohne Zweifel deren tiefste Bereiche, während Quecksilber und Arsen die weniger tiefen Schichten abdecken - so meine eigene Zuteilung. Terje Wulfsberg [19] hat sich ausführlich mit dieser Arznei befasst, vorzugsweise aber auf der Ebene psychischer Probleme.
Unsere Materia medica enthält neben den Polychresten viele zu wenig geschätzte Goldkörner. Diese zu erschließen ist die hohe Kunst, alleine über die Summenbildung, wie es der Computer tut, sind sie nicht zu erreichen. Dieser Aufsatz soll einen der Wege aufzeigen, nämlich aus der Prävalenz der homöopathischen Arznei Pulsatilla zu Schwefelverbindungen zu kommen, und zwar nicht nur zu dem als Folgemittel hinlänglich bekannten Kalium sulfuricum, sondern darüber hinaus zu einigen weiteren Schwefelsalzen, die durch ihre miasmatische Zugehörigkeit schließlich näher definiert werden können.
Bamberg, im Oktober 2006
[1] Allen J.H.: Die chronischen Miasmen. Nendeln: Barthel & Barthel; 2000. [2] Boericke, W.: Homöopathische Mittel und ihre Wirkungen.Leer: Grundlagen und Praxis; 1995. [3] Burnett, J.C.: Die Heilbarkeit von Tumoren durch Arzneimittel. München: Müller & Steinicke; 1991. [4] Gienow, P.: Homöopathische Miasmen: Die Psora. Stuttgart: Johannes Sonntag Verlag; 2000. [5] Gienow, P.: Homöopathische Miasmen: Die Sykose. Stuttgart: Johannes Sonntag Verlag; 2003. [6] Kent, J.T.: Kents Arzneimittelbilder. Heidelberg: Haug; 1986. [7] Kent, J.T.: Neue Arzneimittelbilder der homöopathischen Materia Medica. Heidelberg: Haug; 1997. [8] Kent, J.T.: Kents Repertorium. Heidelberg: Haug; 1986 [9] Laborde, Y., Risch, G.: Die hereditären chronischen Krankheiten. München: Müller & Steinicke; 1998. [10] Methner, R.: Homöopathie Zeitschrift, Sonderheft 2003: Miasmen. 6-30. [11] Murphy, R.: Homeopathic Medical Repertory. Durango, Colorado, USA: Donelley & Sons; 1996. [12] Ortega, P.S.: Die Miasmenlehre Hahnemanns. Heidelberg: Haug; 2000. [13] Tauer, H.: Calcium sulfuricum. AHZ 1997; 242: 60-67. [14] Thomas, Ch.: Erfahrungen mit der homöopathischen Arznei Staphisagria. ZKH 2005; 49: 125-137. [15] Trebin, E.: Miasmen und Minerale. ZKH 2003; 47: 80-89. [16] Trebin, E.: Natrium silicicum und Kalium silicicum. AHZ 2005; 250: 77-84. [17] Von der Planitz, Ch.: Zur Standortbestimmung der Miasmentheorie Samuel Hahnemanns zu Beginn des 21. Jahrhunderts. AHZ 2006; 251: 109-118. [18] Winter, N.: Die miasmatische Praxis Cyrus Maxwell Bogers. AHZ 2006; 251: 119-126. [19] Wulfsberg, T.: Gold, Aurum-Salze in der Homöopathie. München-Jena: Urban & Fischer; 2001.
Das Auftreten von Pulsatilla-Zeichen in der Symptomatologie des Patienten führt nicht nur, wie hinlänglich bekannt, zu Kalium sulfuricum als möglichem Folgemittel, sondern auch zu einer Reihe weiterer Schwefelverbindungen, wobei deren Auswahl über miasmatische Überlegungen erleichtert wird.
Pulsatilla, Kalium sulfuricum, Schwefelsalze, Miasmen.
The appearance of Pulsatilla-Signs among the patients symptoms leads not only, as wellknown, to Kalium sulfuricum as the following remedy, but also to further Sulfur-combinations. The decision for those remedies can follow miasmatic relations.
Pulsatilla, Kalium sulfuricum, Sulfur-combinations, miasmas.
Repertorisationsbeispiel Chronische Rückenschmerzen (PDF)
Gemeinsame Merkmale von Sulfur und Pulatilla
Erschienen in der Allgemeinen Homöopathie Zeitschrift 5/2007 und hier veröffentlicht mir freundlicher Genehmigung des Haug-Verlags
http://www.medizinverlage.de/SID-879A7F31-E3841F01/zeitschriften/01757881.html