Vorsicht: Wer sich dem Thema Impfen auch nur mit maßvoller Distanz nähert, betritt ein Minenfeld. Hier wird polarisiert, hier werden Glaubensbekenntnisse bitter verteidigt. Anders Nolte: er geht behutsam und diskret vor, macht dennoch kein Hehl aus seiner Kritik an der Strategie der Impfstoff-Hersteller. Jedoch kann es der Rezensent nicht unterlassen, noch manche Spitze beizusteuern.
Dem Bedürfnis, seine Patienten aufzuklären, entsprang für Nolte die Motivation, ein weiteres Impfbuch zu schreiben, um die angebotenen Impfmaßnahmen zu erklären und zu kommentieren – dies verdient Respekt, denn im Allgemeinen wird hierüber in den Praxen kaum ein Wort verloren, was an sich schon justiziabel ist. Wer nachfrägt, wird als Querulant empfunden. Nolte schreibt sine ira et studio; nüchtern und sachlich gibt er die Impfstandards wieder, schweigt auch nicht über Komplikationen und wägt die Sinnhaftigkeit aller Impfungen ab. Ausgehend von Basis-Vakzinationen wie Diphtherie, Tetanus und Polio, sich steigernd über die Impfungen gegen Kinderkrankheiten bis hin zur Reiseprophylaxe wächst aber auch seine zwar leise vorgetragene, aber nicht zu überhörende Skepsis.
Er stellt klar, dass Masern, Mumps, Röteln und Pertussis ihre Tücken haben, skizziert aber zugleich deutlich, dass die reine Impfimmunität von zweifelhafter Nachhaltigkeit ist, wo die durchlebte Erkrankung sowie eine stetige Re-Immunisierung durch wiederholte Kontakte mit den Wildviren bislang nicht nur für eine lebenslang währende Abwehrbereitschaft gesorgt haben, sondern auch einen soliden Nestschutz für die Neugeborenen bereithielten.
Nicht nur, dass wir uns künftig – hausgemacht – einem riesigen Stress aussetzen, weil unsere Säuglinge damit verstärkt der Gefahr zu früher Infektionen ausgesetzt sind, mit möglicherweise verheerenden Komplikationen: etwa das erhöhte Aufkommen einer subakuten sklerosierenden Panencephalitis (SSPS) bei Masern unter 12 Monaten oder die Risiken bei zu früher Pertussis-Erkrankung. Auch die Verläufe bei unzeitiger Erkrankung im Erwachsene-Alter sind erheblich mehr von Komplikationen gezeichnet, wie Epidemien in der letzten Jahren gezeigt haben. Die stetige Angst vor dem Einschleppen der Infekte wird uns in nicht geringem Ausmaß umtreiben. Somit, so Nolte, begeben wir uns in eine stetige Abhängigkeit von den Impfstoff-Herstellern.
Nolte erwähnt mögliche Nebenwirkungen eher diskret, er will vermutlich niemanden erschrecken oder Ängste verbreiten. Dagegen ist einzuwenden, dass schon großer Schaden entstand, weil Eltern und impfende Ärzte Kontraindikationen oder erste kritische Reaktionen nicht ernst nahmen, etwa Krämpfe oder vorübergehendes Stottern, munter weiter impften, bis das Kind aus dem status epilepticus nicht mehr heraus kam, die Sprache verlor und zum Krüppel wurde.
Und wirklich nicht selten sind Schreianfälle nach Fünffach-Impfung, die ich der Pertussis-Komponente zuschreibe; man kann sie ebenso wenig ignorieren wie „hyporesponsible Zustände“, d.h. das Kind reagiert nicht mehr. Großer Gott, was tun wir damit unseren Kindern an! Hier passiert doch etwas mit dem Gehirn; weiß der Himmel, was das für Folgen hat.
Dem Rezensenten sei nachgesehen, wenn er hier emotional wird; sein eigener Enkel war nach Pentavac® eine Woche lang ein anderes Kind, wurde unruhig, schlief nicht mehr und fing an, seine Mutter zu beißen. Sachlicher hat sich damit Harry S. Coulter beschäftigt, er versuchte nachzuweisen, dass seit der Einführung der Diphtherie-Tetanus-Pertussis-Impfung unter amerikanischen Jugendlichen die Rate an Autismus und Gewalttätigkeit deutlich anstieg (Impfungen – der Großangriff auf Gehirn und Seele; Hirthammer, 1995).
Dabei ist Pertussis für uns Homöopathen relativ gut zu beherrschen. Und auch Masern, Mumps, Röteln und Windpocken sind zur rechten Zeit kein Drama, wohingegen diese Erkrankungen im Erwachsenen-Alter viel Ärger machen können. Infekte durchzustehen ist Bestandteil und Voraussetzung für ein funktionierendes Immunsystem und einen gesunden Organismus, aber mit immer neuen Impfungen versucht man dies immer mehr zu verdrängen – ist das der Grund für eine Zunahme chronischer Leiden schon bei Kindern, Asthma, Allergien, Diabetes?
Auf dem Rücken der Kinder, sie können sich am wenigsten wehren, wurde schon viel ausgetragen, ob es früher die Gipsbetten waren, in die man Skoliose-Kinder zwang, wochenlanges Kontaktverbot für Eltern zu ihren Kindern im Krankenhaus, die Ächtung des Stillens oder die Parole „Säuglinge verspüren keinen Schmerz“. An Sadismen war nie Mangel in der Kinderheilkunde.
In Hinblick auf die Nebenwirkungen bleibt Nolte vage; von Spekulationen über Todesfälle ist die Rede, aber weniger konkret wird gesagt, was den einzelnen Impfungen zuzutrauen ist. Vielleicht hatte Nolte das Glück, den massiven Schäden nicht begegnet zu sein, die zum Klientel des Rezensenten gehören. Unklar bleibt auch die Rolle der Adjuvantien, also von Wirkverstärkern, die den Impfstoffen beigemengt sind, Aluminium-Verbindungen, Quecksilber oder organische Beigaben. Mancher sieht in ihnen die eigentlichen Schuldigen von Impfkomplikationen. Hier gebe ich aber zu bedenken, dass die alte Pockenimpfung, der man nachsagte, dass sie für reichlich Nachschub bei der Lebenshilfe gesorgt hat, vermutlich nur reine Kuhpocken-Lymphe enthielt.
Nicht weniger als die tragischen Einzelfälle fürchte ich aber die subtile Beeinträchtigung ganzer Kindergenerationen durch die Impfungen; sollten wir etwa das rasante Ansteigen von ADS-/ADHS-Fällen darin begründet sehen? Dass ungeimpfte Kinder gesünder und widerstandsfähiger sind, dafür liefert Nolte Hinweise.
Wo Nolte also noch diskret ist, wenn es um die möglichen Schäden geht, so wird er schon deutlicher in der Beschreibung der institutionellen und wirtschaftlichen Verflechtungen, die hinter den Impfempfehlungen stehen. Und auch die Gier der Ärzteschaft nach neuen und doch fragwürdigen Angeboten wird nicht verschwiegen.
Eine Reduktion auf bestimmte Basisimpfungen ist die Quintessenz seiner Darlegungen und, den heutigen Gegebenheiten geschuldet, auch die Impfung gegen die Kinderkrankheiten, weil ein natürlicher Kontakt zu rechten Zeit nicht mehr gegeben ist. Was mich aber besonders berührt hat, ist sein Bekenntnis, das jeder Pikser ihn eine Überwindung kostet, weil es das Vertrauen des Kindes sabotiert. Mir geht es genauso – wollen die meisten der Pädiater wirklich überwiegend davon leben, jeden ihrer Schützlinge andauern gegen bis jetzt 16 verschiedene Erreger stechen zu müssen, jedesmal ein Fall von Körperverletzung?
Lobenswert finde ich, dass Nolte überhaupt zur Information, Diskussion und freien Impfentscheidung aufruft, wo andere Kollegen eine Unterwerfung unter das Impfdiktat als selbstverständlich und verpflichtend ansehen, widrigenfalls den Eltern sogar Kindsmisshandlung unterstellen. Ein Freund einer Impfpflicht dürfte Nolte also nicht sein. Dazu braucht es ja auch Mut, denn angesichts des Eradikationswahns wird jeder Impfskeptiker heute angefeindet; und im Falle einer Epidemie steht er ohnehin mit dem Rücken zur Wand.
Insgesamt ein sehr empfehlenswertes Buch, für Eltern wie für Therapeuten, und, nachdem Nolte auch eine Zeitlang in Zulassungsgremien mitgewirkt hat, mit vielen Informationen aus dem Hintergrund. „Man muss viel wissen, um wenig zu tun“, sagte Pschyrembel; dieser Satz gilt auch für das Impfen, fügt Nolte bei.
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Bamberg, im April 2016