Dr. Ernst Trebin

Allgemeinmedizin - Homöopathie

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Das alte Haus
oder
Corona – eine Krise der Wissenschaft

Kennen Sie das? Ein altes Bauernhaus, vielleicht 100 Jahre alt, hat noch seine ursprüngliche Haustüre, grün gestrichen, in Kassettenbauweise. Nur ist das Holz schon etwas geschrumpft, es zeigen sich Risse, sie ist etwas verzogen und schließt nicht mehr dicht. Die Farbe blättert ab.

Die Erbengemeinschaft sinnt auf Abhilfe. Die Tür von einem einfühlsamen Schreiner renovieren zu lassen, wird etwas kosten. Kaum teurer kommt da eine neue Türe, aus Aluminium, vielleicht mit Drahtglas gesichert, praktisch, pflegeleicht und ewig haltbar. Nun argumentieren Sie mal dagegen an! Welchen Wert haben Ihre Einwände etwa der Art: die Türe zu erhalten, bewahre auch den Charakter und die Würde des Hauses, das eine lange Geschichte hat, das Zeuge vielfältiger Schicksale wurde, dem man eine Seele zuschreiben kann? All dies würde durch diese neue, praktische Türe beschädigt, die sich schon gar nicht mit dem Stil der damaligen Bauweise vertragen könnte, mit den alten Laibungen und den Sprossenfenstern (die auch endlich mal durch Kunststofffenster ersetzt werden müssten).

Menschen mit einem guten Stilgefühl sind natürlich auf Ihrer Seite, aber harte Argumente haben Sie nicht; mag also sein, dass Sie die auf Mieteinnahmen fixierte Erbengemeinschaft nicht überzeugen können. Doch wenn es zum Verkauf des Hauses kommen sollte, so wird das mit Sorgfalt und Liebe gepflegte Haus einen wesentlich höheren Preis erzielen als jenes, bei dessen Erhalt nur die Kosten und diese Art von Vernunft Geltung fanden.

Diese Art von Vernunft ist es, die uns Sorgen macht im Umgang mit unserer Gesundheit. Schon lange beklagen wir, dass die Menschlichkeit aus unserem Medizin-System verdrängt wird, dass einerseits bevorzugt das zählt, was zu messen und zu wägen ist, andererseits die Kostenfrage, der Gewinn immer mehr Gewicht bekommen und das ärztliche Handeln bestimmen. Den Menschen in seiner seelisch-körperlichen Gesamtheit wahrzunehmen wird als lästig und unnötig empfunden, die Argumentation ist nüchtern geworden, Empathie hat nicht mehr viel Raum.

Eine schmalbrüstige, eindimensionale Wissenschaft hat sich nach vorne gedrängt. Technische Eingriffe in unser Leben werden immer perfekter (was auch durchaus zu schätzen ist), aber über die Ursache und Bedeutung von Krankheit macht man sich kaum Gedanken; wozu auch. Die Arbeit der Hausärzte wurde immer mehr auf lediglich das Verwalten von Kranksein reduziert. Heilung – was ist das? Auf der anderen Seite dominiert ein männlich geprägter Machbarkeitswahn und erzeugt oftmals größeren Schaden als die Bereitschaft zur Zurückhaltung. Man muss viel wissen, um wenig zu tun, sagt Pschyrembel.

Eine aufmerksame Wahrnehmung unserer Patienten, ihrer Erblast, ihrer Biografie, ihrer psychischen Verfassung und Lebenslage hat im Umfeld einer rein technokratisch orientierten Berufsauffassung kaum Platz, spirituelle Elemente schon gar nicht. Die weichen Argumente unterliegen allzu leicht gegen Technik und Kommerz. Doch diese kalte Ratio wird der menschlichen Existenz nicht gerecht.

Ein mir vertrauter Krankenpfleger, 57 Jahre alt, hatte ein deutliches Nachlassen seiner Leistungsfähigkeit bemerkt und die Ärzte diagnostizierten eine Mitralinsuffizienz aufgrund einer gerissenen Klappensehne. Er ließ sich vom Rat der Kardiologen überzeugen und unterzog sich einem komplizierten Eingriff, wohl wissend um das Risiko. Unterkühlt auf 28° Celsius wurde endoskopisch quer durch den Herzmuskel hindurch der Sehnenfaden wieder angenäht.

Ich glaube zwar, dass sein Herz einfach gebrochen war, wie es der Volksmund oft so treffend formuliert. Sein Sohn hatte ADHS und war nur mit Ritalin schulbar. Mein Wissen reichte damals einfach nicht aus, dessen Leben eine andere Wendung zu geben. Er blieb ein Problemfall, wurde später kriminell und verbrachte die letzten Jahre hinter Gittern wegen Drogendelikten. Der Vater, ein gütiger und ruhiger Mann, hatte wohl zu viel unter dieser Misere gelitten, ohne darüber zu klagen.

Den Eingriff überlebte er zunächst, war aber danach sehr entkräftet. Langsam erholte er sich, bis es zu einem Rückfall kam. Daraufhin wurde die Herz-Operation wiederholt, nun aber kam er nicht mehr auf die Beine. Nach wochenlangem Koma starb er an seinem alten Arbeitsplatz, umgeben von seiner Familie und seinen Kollegen.

Die Homöopathie leidet gleichfalls unter dem kalten Diktat einer sich rational verstehenden Wissenschaft. Unsere Erfahrungen werden in den Wind geschlagen, unsere manchmal spektakulären Erfolge als „Einzelfallromantik“ abgetan. Der Homöopathie zu misstrauen wäre ja noch verständlich, schließlich bleiben wir eine dem herrschenden Wissenschaftsverständnis plausible Erklärung der Wirkweise schuldig. Aber was treibt gewisse Kreise an, geradezu inquisitorisch gegen die Methode zu hetzen mit dem Ziel einer Eliminierung? Beobachtung am lebenden Objekt alleine hat keine Beweislast – und mag sie sich noch so klar manifestieren –, solange es keine Erklärung für den Wirkmechanismus gibt. Meine Einladung an den als leidenschaftlichen Homöopathiegegner agierenden Wissenschaftsredakteur der Süddeutschen Zeitung, sich einmal einen Tag in meine Praxis zu setzen und zur Kenntnis zu nehmen, welche Arbeit wir leisten und was damit zu erreichen ist, bleibt ungehört; man könnte ja seine Vorurteile gefährden. Dabei ist Wissenschaft doch in erster Linie Beobachtung; erst danach kommt die Theorie.

Weiche Argumente sind es auch, mit denen wir Impfskeptiker uns abplagen müssen. Dass die Kinderkrankheiten vielleicht einen Wert haben könnten zugunsten einer Reifung und einer erhöhten Widerstandsfähigkeit, das kann man kaum mehr aussprechen, auch wenn es aus alter Erfahrung herrührt. Auch dass eine nachhaltige Immunität infolge der natürlichen Infektion von Vorteil wäre gegenüber einer lebenslangen Unsicherheit ob eines hinreichende Impfschutzes, diese schlüssige Logik hat keinen Platz in der Welt fanatischer Protagonisten.

Ich höre jetzt öfter, dass Kinderärzte die Aufnahme von Patienten ablehnen, wenn sie nicht alle die von der STIKO empfohlenen Impfungen nachweisen können; sogar von Chirurgen, die aus den gleichen Gründen einen Eingriff verweigern(!). Man kann von einem Dogma sprechen, das den Sinn der Maßnahmen längst nicht mehr hinterfragt.

Und so ist es auch jetzt in der Corona-Krise. Alle paar Jahre mal einen kräftigen Infekt durchzustehen scheint sinnvoll und abwehrstärkend zu sein, aber wer will das schon hören. Sterilität, Isolierung, Impfprophylaxe heißt das Gebot der Stunde, ohne dass man registriert, dass man sich nichts Gutes damit tut. Wir erleben jetzt eigentlich nur eine Zuspitzung dieses monokausalen Wissenschaftsdenkens, aber wir werden vermutlich auch den Niedergang dieses Aktionismus erleben, der glaubt, alles steuern und kontrollieren zu müssen.

So sehr der Wunsch verständlich ist, die alljährlichen, saisonalen Gesundheitskrisen vermeiden zu wollen, es scheint doch eine Gesetzmäßigkeit vorzuliegen, welcher Widerstand zu leisten wohl eher in den Nachteil führt. Eine Anpassung durch Auseinandersetzung mit Viren und anderen Erregern hat wohl auf lange Sicht den größeren Wert für eine nachhaltige Gesundheit. Kollege Thomas Quak schreibt: „Ich als Arzt empfinde das als schicksalshaft und unvermeidbar“. Aber die gesundheitspolitischen Entscheidungen treffen derzeit Politiker und Virologen; den Protest Tausender von Ärzten weigert man sich zur Kenntnis zu nehmen.

So hat es den Anschein, dass die Influenza, und nun das Corona-Virus, umso härter zuschlagen, je mehr man durch prophylaktische Maßnahmen Vorbeugung treffen möchte[1]. Und in dem Eifer, den Tod zu vermeiden, beschädigt man das Leben, indem man alles Lebendige ächtet: Zusammenkünfte, Gaststätten, Schulen, Universitäten, Versammlungen, Sport, Kunst und Kultur – vom wirtschaftlichen Ruin und den zerstörten Existenzen ganz zu schweigen. Vereinzelung ist das Rezept, was aber nicht nur dem menschlichen Naturell entgegensteht, sondern vermutlich auch mehr Schaden anrichtet als es eine Infektionsgefahr dieser Art jemals könnte.

Wir sehen heute die unheilvolle Allianz einer Wissenschaft von beschränktem Horizont und einem ungenierten Machtgebaren, das keine Hemmungen hat, uns aller Freiheiten zu berauben – zu unserem Schutz natürlich. Und all dies agiert mit großer Panikmache, mit der man das Volk beeindruckt, gefügig macht, Denunziantentum fördert, Widersacher unterdrückt und so die Menschen immer weiter isoliert.

Ich hoffe darauf, dass wir nicht nur zeitig wieder zu schätzen lernen, was wir an Lebensqualität und Freiheit aufgegeben haben aus lauter Angst[2], sondern dass auch die einseitige Art zu denken, in vielerlei Hinsicht, eine gründliche Korrektur erfährt.

Bamberg, im Februar 2021

[1] Trebin E.: Die Corona-Krise, eine Impfschadenspandemie?
[2] Trebin E.: Die Corona-Krise, eine Krise der Angst?

DR. MED. ERNST TREBIN
ARZT FÜR ALLGEMEINMEDIZIN
- HOMÖOPATHIE -
Küchelstraße 1A, 96047 Bamberg
Telefon 0951 - 20 33 85, Telefax 0951 - 20 34 24
e.trebin@web.de / www.ernst-trebin.de

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