Dr. Ernst Trebin

Allgemeinmedizin - Homöopathie

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Warum Arsen eine Arznei der Syphilinie ist

Das Arzneimittelbild von Arsenicum album weist deutlich destruktive Züge auf und ist somit gut dem Charakter der Syphilinie zuzuordnen. So lassen sich septische Krankheitsverläufe, d.h. durch zum Teil banale Erreger ausgelöste lebensbedrohliche Zustände mit Arsen eindrucksvoll abfangen. Das hat sich bei mir bewährt und auch Martin Bündner und Michael Frass verweisen in ihrem Buch ”Homöopathie in der Intensiv- und Notfall-Medizin” oft darauf.

Jede große Arznei hat Bezug zu Haut und Psyche und auch dieser Bezug ist bei Arsen von zerstörerischen Elementen geprägt. In den Rubriken der varicösen Unterschenkel-Geschwüre führt Arsen und erstaunlicherweise auch bei Haut, Empfindung, Jucken, muss kratzen bis es blutet sticht es dreiwertig hervor. Auch Psorinum und Sulfur haben natürlich starken Juckreiz, aber offenbar nicht mit dieser selbstzerstörerischen Intensität. Das zerstörerische Element setzt sich fort in der Gemütsrubrik Quält sich selbst, auch hier fällt es auf neben Natrium muriaticum und Tuberculinum. Kinder mit Trichotillomanie oder der Neigung, im Zorn mit dem Kopf gegen Wand und Boden zu stoßen, sind daher mit Arsen-Präparaten gut bedient (bei einem Jungen mit derlei Verhalten konnte Natrium arsenicosum helfen; auch eine junge Frau mit der Neigung, sich mit der Rasierklinge entsetzlich tiefe Schnitte in Oberschenkel beizubringen im Zustand einer fast schizophrenen Gemütslage konnte mit Natrium arsenicosum binnen zwei bis drei Tagen von diesem Zwang bereinigt werden. Eine spätere Stagnation in ihrem Heilungsverlauf veranlasste zum Wechsel zu Aurum arsenicosum, was sie in kürzester Zeit und mit großer Nachhaltigkeit gesund machte).

Unter Neigung zum Selbstmord finden wir nicht nur Aurum (Möllemann, Merckle, Enke), sondern auch Arsen, das in dieser Hinsicht nicht sehr weit von Aurum entfernt ist (Aurum arsenicosum dürfte hier die Kombination für die schlimmsten Neigungen sein).

Somit zeigt sich hier das syphilitische Miasma in der Art des Krankheitsbildes, und was den Organbefall anbelangt, also den Ort der Erkrankung, so sehe ich als Zielorgane von Arsen vor allem die Atemwege und den Magen-Darm-Trakt.

Im syphilitischen Bereich postuliere ich drei Ebenen, zum einen die Quecksilber-Ebene, welche die oberflächennahen Schleimhäute betrifft (Otitis externa, Rhinitis, Konjunktivitis, Stomatitis und Gingivitis, Proktitis, auch Kolpitis), sowie Ausfälle im Nervensystem (Multiple Sklerose).

Die tiefste Ebene nimmt meines Erachtens Aurum ein mit der schwersten Betroffenheit der Psyche, aber auch des Herzens inklusive rotem Hypertonus, der Knochen und der Gelenke. Über die Zuständigkeit von Aurum für das zentrale Nervensystem kann ich derzeit keine sichere Aussage machen.

Den Zwischenbereich trifft Arsen. So ist dies ein sehr nützliches Präparat bei Asthma (Erfolge mit Natrium arsenicosum, Arsenum sulfuratum flavum, Arsenum jodatum). Bei akuten wie chronischen entzündlichen Magen-Darm-Erkrankungen ist es das Mittel der ersten Wahl, wobei natürlich auch andere Arzneien und Miasmen eine Rolle spielen können. So ist auch Natrium sulfuricum ein hervorragendes Mittel bei Asthma und auch bei entzündlichen Darmerkrankungen, Natrium phosphoricum bei hyperacider Gastritis, Argentum nitricum bei Ulzera duodeni. (Diese von mir formulierten 3 Ebenen sollen aber Überlagerungen nicht ausschließen.)

In der Literatur findet man bei Yves Laborde (Die chronischen hereditären Krankheiten) die größte Prävalenz von Arsen und seinen Salzen unter den Mitteln der Syphilinie, in kleiner Zahl bei der Psora, der Tuberkulinie und beim Krebs, gar nicht bei der Sykose. Bei Roland Methner findet sich Arsen und seine Verbindungen unter der Syphilinie, der Tuberkulinie und dem hereditären Krebs und in geringerer Häufung unter Sykose und Psora.

Die meisten Autoren unterstellen den großen mineralischen Arzneien einen multimiasmatischen Charakter; so könne Phosphor ebenso der Psora, der Tuberkulinie, dem Krebs und der Syphilinie zugeordnet worden. Meine Arbeitsweise trennt hier stärker: Phosphor ist für mich ein rein tuberkulinisches Element, kann aber in salzartiger Kombination etwa als Natrium phosphoricum auch andere Miasmen abdecken, hier also auch die Sykose. Gleiches gilt für Arsen, das meines Erachtens neben Mercurius und Aurum alleine der Syphilinie zuzurechnen ist, aber eben in Form einer zusammengesetzten Arznei auch einer anderen miasmatischen Belastung zugute kommt.

Zum Auftreten ernsthafter Erkrankungen bedarf es meines Erachtens, wie ich an anderer Stelle schon verlauten ließ, des Zusammenwirkens mehrerer Miasmen, worin ich den Grund sehe, warum salzartige Kombinationen von gutem Nutzen sein können.

Bamberg, 24. November 2009

Dies war eine Antwort auf die Anfrage eines homöopathischen Arbeitskreises, warum ich Arsenicum album der Syphilinie zuordne.

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